Attacke in Würzburg:Söder will Helfer ehren

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Markus Söder (CSU) beim Gedenkgottesdienst für die Opfer in Würzberg: Die Helfer sollen geehrt werden. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Ohne ihr Eingreifen hätten wohl noch mehr Menschen sterben können: Die Bürger, die am Freitag mit Gegenständen auf den Angreifer losgingen, sollen mit der Bayerischen Rettungsmedaille geehrt werden. Der Innenminister sieht bei dem Täter vieles auf einen islamistischen Hintergrund hindeuten.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will Helfer der Messerattacke von Würzburg mit der Bayerischen Rettungsmedaille auszeichnen. "Sie haben ein Höchstmaß an Zivilcourage gezeigt", sagte Söder am Montag der Main-Post. Die Bayerische Rettungsmedaille ist eine staatliche Auszeichnung für Personen, die unter Einsatz des eigenen Lebens Menschen aus Lebensgefahr gerettet haben.

Ein Somalier hatte am Freitagnachmittag in Würzburg drei Frauen, die er offensichtlich nicht kannte, mit einem Messer getötet. Zudem verletzte er sieben weitere Menschen, fünf davon schwebten nach der Attacke in Lebensgefahr. Dass nicht noch mehr Menschen unter den Opfern sind, ist offenbar couragierten Bürgern zu verdanken, die mit Gegenständen auf den Angreifer losgingen. Der Ministerpräsident zeigte sich laut Main-Post beeindruckt, dass unter den Helfern auch Menschen mit Migrationshintergrund waren: "Gut und Böse hängen nicht von der Herkunft ab", sagte Söder demnach. Auch die Stadt Würzburg überlegt nach Angaben eines Sprechers derzeit, wie sie die mutigen Bürger würdigen kann.

Nach der Messerattacke
:Würzburg gedenkt der Opfer

Auch am zweiten Tag nach der Tat gibt es keine Antwort auf die Frage, warum drei Menschen sterben mussten und sieben weitere verletzt wurden. Bilder aus der Stadt.

Derweil ist weiterhin unklar, ob der Messerangreifer aus terroristischen Motiven handelte. "Das lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt so noch nicht beurteilen", sagte Innenministers Joachim Herrmann (CSU) am Montag im "Morgenmagazin" von ARD und ZDF. Der 24-Jährige sei zeitweise in psychiatrischer Behandlung gewesen.

Zugleich gebe es Hinweise darauf, dass er sich islamistisch geäußert habe. "Wir können da heute noch kein abschließendes Urteil abgeben." Nach Herrmanns Worten war nicht zu erkennen, dass der polizeibekannte 24-Jährige "zu einer derartig brutalen, gemeingefährlichen Tat schreiten könnte". Es müsse alles sorgfältig aufgearbeitet werden.

Die in der Obdachlosenunterkunft des Messerangreifers gefundenen Gegenstände werden derzeit von Islamwissenschaftlern bewertet. "Aber wir sind bei Weitem noch nicht so weit, dass wir sagen können, wir haben es ausgewertet", sagte ein Sprecher des bayerischen Landeskriminalamtes (LKA). Zu den Funden zählen auch zwei Handys. "Wir gehen davon aus, dass sie ihm gehören", sagte der Sprecher mit Verweis auf den 24 Jahre alten Verdächtigen.

Der Bayern-2-"Radiowelt" sagte Herrmann, die bisherigen Auffälligkeiten des Verdächtigen hätten nicht für eine Abschiebung gereicht, da es keine Strafanzeigen gegeben habe. Der Migrant hat einen subsidiären Schutzstatus, er hält sich also legal in Deutschland auf. Der Minister hatte bereits kurz nach der Messerattacke der Deutschen Presse-Agentur gesagt, es gebe Indizien dafür, "dass es sich um einen islamistischen Anschlag handeln könnte". Am Sonntagabend sagte er im "Bild live"-Talk "Die richtigen Fragen": "Es spricht sehr viel angesichts dessen, was wir aufgefunden haben, dafür, dass es sich um eine islamistisch motivierte Tat handeln könnte."

Der Anwalt des Messerangreifers von Würzburg rechnet indessen damit, dass auch die psychische Verfassung seines Mandanten erneut von einem Experten untersucht wird. "Natürlich muss eine neue psychiatrische Untersuchung erfolgen", sagte Rechtsanwalt Hanjo Schrepfer am Montag.

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