Kratzers Wortschatz:Berufseinsteiger, die noch Schafzipfeln sind

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Das Schimpfwort Schafzipfel benennt laut Lexikon einen Dummkopf oder einen Trottel. Aber der Begriff hat in speziellen Fällen auch eine heiter-ironische Note.

Kolumne von Hans Kratzer

Schafzipfel

Eine junge Frau aus dem Bekanntenkreis hat neulich erzählt, sie habe nun nach ihrem Studium ihre erste Stelle angetreten. In ihrer Firma seien außer ihr noch mehrere andere Jungakademiker ins Berufsleben gestartet. "Und wie sind die alle so drauf?", fragte eine Freundin. "Mei", sagte das Mädchen, "alles gut, sie san halt no a bissi Schofzipfen!" Schafzipfel ist ein legerer Begriff aus dem Großreich der Schimpfwörter und benennt laut Lexikon einen Dummkopf oder einen Trottel. Aber in diesem Fall darf man dieses Wort nicht ganz so streng auslegen. Das Mädchen definiert den Schafzipfel (Schofzipfe) eher als einen schüchternen, unerfahrenen jungen Menschen, der vom wechselvollen Leben jenseits von Schule und Uni noch wenig Ahnung hat. Der in dem Wort enthaltene Zipfel ist auch als eigenständisches Schimpf- und Neckwort gebräuchlich. Der Skispringer Markus Eisenbichler nennt seine Sportkameraden, wenn sie ihn gerade nerven, gerne Zipfel. Wesentlich gröber klingen die Wörter Zipfebritschn (bösartige Frau) und Zipfeklatscher (Hanswurst).

Spezi

Aufsehen erregte zuletzt ein vor Gericht ausgetragener Streit der Brauereien Riegele aus Augsburg und Paulaner aus München. Es ging um die Namensrechte an dem Kultgetränk Spezi. In diesem Zusammenhang ploppte auch das in dieser Kolumne schon einmal abgehandelte Benennungsproblem wieder auf. Heißt es, wie im Norden üblich, die Spezi, oder (wie bei Riegele) das Spezi oder gar (wie bei Paulaner) der Spezi. Legionsweise meldeten sich Spezialisten zu Wort. Um in der Namensdebatte emotionale Aufwallungen zu dämpfen, ließe sich ein Ersatzwort beiziehen. Es stammt aus einer Zeit, in der das Mischgetränk aus Cola und Orangenlimo noch händisch zusammengeschüttet und als Gwasch bezeichnet wurde. Das Wort Gwasch findet sich bereits im 19. Jahrhundert im Wörterbuch von Schmeller, in dem das "Gewäsch" ein zu dünn ausgefallenes Bier oder eine Brühe benannte. Beim Spezi verhindert schon der hohe Zuckeranteil, dass sein Geschmack fad und dünn ist.

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