Mitten in Weiden:Geh' doch nach Weiden!

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Eigentlich wünscht man seine Feinde dorthin, wo der Pfeffer wächst. Der bayerische SPD-Generalsekretär Taşdelen würde seinen ärgsten Widersacher aber in die Oberpfalz verbannen.

Glosse von Deniz Aykanat, Weiden

Wenn man jemanden nicht in der Nähe haben will, empfiehlt man ihm oder ihr ja gerne den Ort, wo der Pfeffer wächst. Man kann jemanden aber auch nach Weiden in der Oberpfalz wünschen, da wächst kein Pfeffer. Dennoch würde der Generalsekretär der bayerischen SPD, Arif Taşdelen, seinen größten Feind genau dorthin verbannen. Gefragt wurde er das in der Marlen News, einer Zeitschrift, die nach eigenen Worten monatlich über "die Highlights der Gesellschaft" in Franken berichtet, wo Taşdelen seinen Wahlkreis hat. Darüber hinaus findet man "interessante Aussagen von Persönlichkeiten aus der Wirtschaft, Politik und Sport". Taşdelens Weiden-Verwünschung ist dann wohl Highlight und interessante Aussage zugleich.

Das bleibt nicht unbemerkt, zumal von gebürtigen Weidenern, wie etwa dem CSU-Landtagsabgeordneten Stephan Oetzinger. Der hat Taşdelen einen Brief geschrieben, in dem er eine Entschuldigung fordert. Oetzinger hält Taşdelens Aussage weder für interessant noch für ein Highlight, sondern für eine "Beleidigung für eine ganze Stadt". Vielleicht ist der CSUler aber auf dem Holzweg und es geht gar nicht um Weiden an sich.

Weiden hat einen roten Oberbürgermeister und ist seit vielen Jahren eine SPD-Hochburg. Davon gibt es in Bayern ja nicht allzu viele. Warum also würde der SPDler Taşdelen seine Feinde ausgerechnet ins oberpfälzische SPD-Paradies verbannen? Taşdelen muss, angesprochen auf seinen größten Feind, offensichtlich sofort an Weiden denken und vielleicht ist es kein Zufall, dass sein Vorgänger als Generalsekretär, Uli Grötsch, genau da seinen Wahlkreis hat. Über den sagte Taşdelen, in seiner Amtszeit sei es mit der SPD "permanent nach unten gegangen". Interessant.

Weiteres Highlight: Aus Weiden kommt auch SPD-Urgestein Ludwig Stiegler. Der wurde in seiner aktiven Zeit auch "Rambo aus der Oberpfalz" oder "größter Raufbold der SPD" genannt. Will Taşdelen ein bisschen Schwung in die Bayern-SPD bringen, als - auch so wurde Stiegler genannt - "rotes Rumpelstilzchen"? Es heißt schließlich, Generalsekretäre seien fürs Provozieren zuständig. Taşdelens Weiden-Bashing ist also eine Ehrerbietung. Was dazu aber nicht passt, ist Taşdelens Antwort auf eine andere Frage im Interview. Seine größte Stärke sei: Empathie.

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