Wackersdorf in der Oberpfalz:Lehrerin soll Kinder jahrelang drangsaliert haben - weitere Betroffene melden sich

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Die Vorwürfe gegen die Grund- und Mittelschule Wackersorf nehmen zu. (Foto: Armin Weigel/dpa)
  • In Wackersdorf in der Oberpfalz soll eine Lehrerin Grundschulkinder drangsalieren - diesen Vorwurf erheben immer mehr Familien.
  • Sie berichten von erniedrigenden Erziehungsmethoden, manche Schüler hätten deshalb auch gesundheitliche Probleme.
  • Seit Jahren soll das schon so gehen. Weil der Schulleiter ihrer Ansicht nach nichts dagegen unternimmt, haben die Eltern nun eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht.

Von Andreas Glas und Anna Günther, Wackersdorf

Die Unruhe an der Grund- und Mittelschule Wackersdorf nimmt zu: Bei der Regierung der Oberpfalz sind drei Dienstaufsichtsbeschwerden von Eltern gegen eine Lehrerin eingegangen. Das teilte Regierungssprecher Markus Roth mit. Die Kritik decke sich teilweise mit der Ende Juni eingegangenen Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Wackersdorfer Schulleiter Gerhard Süß. Mehrere Grundschuleltern werfen der Pädagogin öffentlich vor, Kinder zu drangsalieren. Der Schulleiter wird kritisiert, weil er sie gewähren lasse.

Die Eltern sprechen von "Einschüchterungen", einer "Strafbank" und Schülern, die ohne ärztliches Attest im Unterricht nicht auf die Toilette gehen dürften. Ein Mädchen mache "aus Angst vor der Schule" wieder in die Hose, sagt dessen Mutter. Andere Eltern berichten von Magenschmerzen und Übelkeit ihrer Kinder. Beschwerden habe es immer gegeben, sagt eine ehemalige Elternbeiratsvorsitzende. Vor zehn Jahren waren neun Kinder einer Klasse in psychologischer Behandlung, heißt es. Der SZ liegen Protokolle von neun Familien vor.

Laut Regierungssprecher Roth beinhalten die neuen Dienstaufsichtsbeschwerden gleichlautende und neue Aspekte, die erst geprüft werden müssten. Bis zum Schuljahresende am 31. Juli ist keine Entscheidung zu erwarten. Zu diesem Datum geht der Schulleiter in Pension. Er will sich nicht zu den Vorwürfen äußern, auch die betroffene Lehrerin ist nicht zu sprechen.

Der Elternbeirat scheint gespalten zu sein: Einige Vertreter betonen die gute Stimmung an der Schule, andere bestätigen die Vorwürfe. Dass mit den Sommerferien Ruhe einkehrt, glaubt Martina Kehrer nicht. "Ich habe keine große Hoffnung auf einen Neuanfang", sagt sie. Kehrer hatte gegen den Schulleiter Beschwerde eingereicht. Sie spricht von einem System, nicht nur eine, sondern drei Lehrerinnen nutzten drastische Methoden. Es sei falsch, dass sich die Kritik auf eine Lehrerin konzentriere. Eine andere Lehrerin habe Kinder "am Kragen gepackt und in den Nebenraum gezogen". Mittlerweile hätten sich zehn weitere Eltern gemeldet, sagt Kehrer, deren Sohn die Grundschule besucht. Das Telefon stehe nicht mehr still.

© SZ vom 24.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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