Schwere Unwetter:Drei Tote bei Hochwasser in Niederbayern

Lesezeit: 4 min

Braune Wassermassen wälzen sich durch den niederbayerischen Ort Simbach. (Foto: Walter Geiring/dpa)

Die Leichen wurden von Tauchern in einem überschwemmten Haus in Simbach am Inn entdeckt. Die näheren Umstände der Todesfälle sind bislang nicht bekannt.

Bei dem verheerenden Hochwasser in Niederbayern sind drei Menschen ums Leben gekommen. Die Leichen seien am Mittwochabend von Tauchern in einem überschwemmten Haus in Simbach am Inn entdeckt worden, teilten Polizei und das Landratsamt in Pfarrkirchen mit.

Die Toten wurden gegen 20.30 Uhr von der Feuerwehr entdeckt, nach SZ-Informationen waren sie in einem Keller gefunden worden. Die näheren Umstände der Todesfälle und die Identität der Opfer waren zunächst nicht bekannt. Die Kriminalpolizei übernahm die Ermittlungen. Michael Fahmüller, der Landrat des Kreises Rottal-Inn, zeigte sich tief betroffen. "Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen", sagte der CSU-Politiker. Die Suche nach Opfern der Flut ist erst möglich, seit sich die Hochwasser-Situation am Abend leicht entspannt hat.

Überschwemmungen in Niederbayern
:"Es herrscht Land unter"

Im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn spielen sich wegen des plötzlichen Hochwassers dramatische Szenen ab. Die Bilder aus dem Katastrophengebiet.

Rettungshubschrauber im Einsatz

Nach schweren Überschwemmungen hatte der Landkreis Rottal-Inn in Niederbayern zuvor den Katastrophenfall ausgerufen. Betroffen sind nach Angaben des Landratsamtes die Orte Simbach am Inn, Triftern und Tann. Rettungshubschrauber sind im Einsatz, um von den Wassermassen eingeschlossene Menschen zu retten. Zufahrtsstraßen und Brücken sind überschwemmt. "Es herrscht Land unter. Die Wassermassen kamen sehr schnell", sagte Emil Bumberger von der Polizei in Pfarrkirchen.

Betroffen waren auch mehrere Schulen und Kindergärten. In Triftern warteten bis zum Abend 50 Kinder darauf, zu ihren Eltern zurückzukehren. In Simbach am Inn saßen 350 Kinder bis zum Abend in einer Schule fest. Außerdem mussten eine Asylbewerberunterkunft in einer ehemaligen Turnhalle sowie eine Polizeidienststelle geräumt werden. "Da steht das Wasser meterhoch", schilderte ein Sprecher, "da ist keiner mehr". Rettungskräfte berichteten, dass Lastwagenfahrer auf der Bundesstraße 12 auf die Dächer ihrer Fahrzeuge geklettert waren, weil sie Angst hatten, von den Fluten fortgeschwemmt zu werden.+

Furcht vor Ausdehnung der Überschwemmung

"Massive Überschwemmungen" meldete Landrat Franz Meyer (CSU), als er um kurz vor 18 Uhr in Bad Griesbach eintraf - dem Ort, der am schlimmsten betroffen ist im Landkreis Passau. Zwei Stunden zuvor hatte Meyer den Katastrophenfall ausgerufen, bereits zum zweiten Mal in seiner Amtszeit. "Morgen werden es drei Jahre", sagte der Landrat mit Blick auf das damalige Jahrhunderthochwasser. So schlimm war es am Mittwoch zwar noch nicht, doch Meyer sprach von "unglaublichen Wassermassen". Vor allem die Rott im südlichen Landkreis Passau bereitete den Einsatzkräften Sorgen. Sie fürchteten eine Ausdehnung der Überschwemmung nach Ruhstorf und Neuhaus am Inn.

Die Stadt Passau, die vor drei Jahren zu großen Teilen überschwemmt worden war, ordnet zwar eine Sperrung für die Fritz-Schäffer-Promenade an. Grund zur größeren Besorgnis bedeute diese Maßnahmen aber noch nicht, heißt es. Das Wasserwirtschaftsamt rechnet für Mitternacht mit einem Stand von 7,70 Meter für der Donau, von da an sollte sich das Wasser wieder zurückziehen. Vor drei Jahren hatte die Donau einen Pegel von 12,89 Meter - den zweithöchsten gemessenen in der Geschichte der mehr als tausend Jahre alten Stadt.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) fielen im Raum Pfarrkirchen seit Dienstagabend etwa 45 Liter Regen pro Quadratmeter. Allein am Mittwoch zwischen 8 und 14 Uhr seien es 32 Liter gewesen, sagt Meteorologe Volker Wünsche.

Neben zahlreichen Feuerwehren ist auch die Wasserwacht im Einsatz. "Alles, was wir verfügbar haben, ist im Einsatz", heißt es beim Polizeipräsidium Niederbayern. Polizisten seien auch von Grenzübergängen abgezogen worden. Auch auf österreichischer Seite herrsche Alarmbereitschaft. Entspannung war am Nachmittag nicht in Sicht: "Es hört nicht zu regnen auf", berichtet ein Sprecher des Landratsamtes Rottal-Inn. Die Fluten waren so stark, dass sie Autos mit sich rissen. "Mit dieser Wucht hat wohl niemand gerechnet", sagt der Behördensprecher.

Karte der Regierungsbezirke im Freistaat Bayern (Foto: SZ.de)

Der Hochwassernachrichtendienst warnte am Nachmittag, dass die Wasserstände im Einzugsbereich des Inns weiter ansteigen würden. Auch an der Rott komme es zu Überschwemmungen. Laut dem bayerische Landesamt für Umwelt gilt für das Gebiet die Meldestufe drei von vier. Keller könnten überflutet und überörtliche Verkehrsverbindungen gesperrt werden. Für Passau gilt am frühen Abend die Meldestufe zwei.

Schüler müssen nach Bootsfahrt von Insel gerettet werden

Auch im weiter nördlich gelegenen Landkreis Regen im Bayerischen Wald sind die Rettungskräfte im Großeinsatz. Dort wurde eine Schülergruppe aus Augsburg während einer Bootsfahrt auf dem Schwarzen Regen vom Unwetter überrascht und muss von einer Insel mitten im Fluss gerettet werden. Trotz heftigen Regens und starker Strömung gelingt es der Wasserwacht, die etwa 20 Siebtklässler ans Ufer bringen, wie das Polizeipräsidium Niederbayern mitteilt.

Unter den Schülern war Panik ausgebrochen. Zwei Mädchen erlitten einen Schock und eine Unterkühlung. Die Realschüler wurden anschließend in einem nahegelegenen Gasthof untergebracht und betreut. Die Klasse war mit zwei Lehrern und einem Begleiter am Vormittag von einem Feriencamp aus mit zwölf Booten zu einem Ausflug aufgebrochen. Als das Unwetter aufzog, seien die Kähne ungeordnet auf dem Wasser getrieben und durch die starke Strömung auseinandergedriftet, berichtet die Polizei.

Ein kleiner Teil der Gruppe konnte ans Ufer gelangen, die anderen strandeten auf der Insel und alarmierten von dort den Notruf. Rettungshubschrauber, Bergwacht, Wasserwacht, Feuerwehren, Rettungsdienste und Polizei waren im Einsatz.

Schäden wohl "zumindest im zweistelligen Millionenbereich"

Das Landratsamt Rottal-Inn berichtet von "sehr hohen Sachschäden, die wir zwar noch nicht beziffern können, die aber wohl zumindest im zweistelligen Millionenbereich liegen dürften". Sprecher Robert Kubitschek rief die Bevölkerung dazu auf, nicht "auf eigene Faust Rettungsaktionen durchzuführen, sondern sich an den Notruf zu wenden, um sich nicht selbst unnötig in Gefahr zu bringen."

Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) sichert unterdessen Unterstützung zu: Der Freistaat werde bei der Regulierung der Schäden "schnell und unbürokratisch helfen", sagt er der Passauer Neuen Presse. Er bereite für die Kabinettssitzung kommende Woche einen entsprechenden Entwurf vor. Notwendig sei, die Schäden zu ermitteln. Wo sich aber eine finanzielle Notlage ergebe, dürfe man sich auf die Hilfe des Freistaats verlassen.

© SZ.de/dpa/sim/wiw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: