Mehr als 45 Liter innerhalb weniger Stunden - und es regnet an manchen Orten noch immer weiter: Das Wasser hat den niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn überschwemmt, die Behörden haben Katastrophenalarm ausgelöst. Die Fluten sind teilweise so schnell gekommen, dass sich Menschen auf die Dächer ihrer Häuser retten mussten, auch eine Reihe von Straßen ist nicht mehr passierbar, sogar Autos wurden mitgerissen.
Nun holt die Polizei Menschen mit Hubschraubern aus den Wassermassen. "Mit dieser Wucht hat wohl niemand gerechnet", sagt ein Behördensprecher.
Braune Wassermassen wälzen sich durch den niederbayerischen Ort Simbach. Eine Asylbewerberunterkunft in einer ehemaligen Turnhalle musste nach Auskunft des Landratsamtes Rottal-Inn geräumt werden.
Das wahre Ausmaß der Schäden wird meist erst sichtbar, wenn das Wasser wieder weg ist. Zu sehen ist die Verwüstung in Simbach am Inn aber schon jetzt: Autos schwimmen mit dem Heck nach oben, Holzteile treiben im Hochwasser.
Das Wasser hat die Straße unterspült. Der Belag ist aufgerissen, Trümmer liegen herum.
Auf ihrem Weg durch den Ort haben die Wassermassen Treibgut gegen eine Hausfassade gedrückt. Feuerwehrmänner inspizieren das Ausmaß der Schäden.
Wo das Wasser schon wieder zurückgegangen ist, wird die Verwüstung sichtbar: In einem Haus in Simbach liegen umgestürzte Schränke und eine eingedrückte Tür. Möbel und Wände sind mit Unrat und Schmutz überzogen.
Völlig vom Hochwasser umgeben ist dieser Kuhstall in Altersham bei Pfarrkirchen.
Der Markt Triftern mit seinen 5000 Einwohnern war nach den Worten eines Gemeindesprechers von der Außenwelt abgeschnitten, weil am Nachmittag alle Brücken überschwemmt waren. Bis zum Abend ging der Pegel des Altbachs ein wenig zurück, die Verwüstungen sind jedoch groß, wie ein Sprecher des Landratsamtes berichtet: "Brücken sind eingestürzt oder unbefahrbar. Straßen sind unterspült." Eine Frau beobachtet aus einem Fenster die Wassermassen im Ortskern von Triftern.
Der Kirchturm von Triftern ist noch gut sichtbar, die unteren Fenster mancher Häuser sind teils schon vollständig unter Wasser. In Simbach müssen sich 350 Schüler auf eine Übernachtung in ihrer Schule einrichten - die Zufahrtswege sind weiter nicht passierbar. In Triftern konnten hingegen die Kinder das Schulgebäude verlassen.
"Alles, was wir verfügbar haben, ist im Einsatz", heißt es vom Polizeipräsidium Niederbayern. Sogar von Grenzübergängen seien Polizisten abgezogen worden und auch auf österreichischer Seite herrscht Alarmbereitschaft. In Triftern ist die Wasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) mit Booten unterwegs, um Menschen aus ihren Häusern zu retten.
Angesichts der Überraschung, der Schnelligkeit und der Wucht auch kleinerer überfließender Gewässer wird bei vielen die Erinnerung wach an das verheerende Hochwasser von 2013. Das Bistum Passau hat bereits Notfallseelsorger in die betroffenen Gebiete geschickt - unter anderem nach Triftern, das auf dem Bild zu sehen ist.
Stichwort Geschwindigkeit: Ein Fahrzeug von Mitarbeitern des Landkreises Rottal-Inn ist in den Fluten stecken geblieben.
Und von diesem Auto in Triftern ragt nur noch die offene Kofferraumklappe aus dem Wasser. Die Besitzer des Fahrzeugs haben sich offenbar schon in Sicherheit gebracht. Ein Polizeisprecher aus dem nahegelegen Pfarrkirchen fasst die Lage zusammen: "Es herrscht Land unter."
In der Nähe des überfluteten Ortskerns ist die Straße noch passierbar. Ausgerüstet mit Gummistiefeln, Regenjacken und Schirm laufen Anwohner vorbei - bei anhaltendem Dauerregen.