Er war immer da. Jedes Mal zur Eröffnung der Wasserburger Theatertage. Also nun, am 16. Juni, wird er zum 17. Mal kommen. Udo Samel. Er wird lesen und rezitieren, nachdenken über den Mythos des Orpheus, der Künstlerfigur schlechthin; und da Orpheus der erste Sänger der Operngeschichte ist, gibt es dazu auch eine musikalische Begleitung.
Es ist eine Ehrerbietung. Mit Uwe Bertram, der das Theater Wasserburg in seiner bestehenden Form gründete und lange leitete, spielte Udo Samel Theater. In München, als das Residenztheater noch Bayerisches Staatsschauspiel hieß, in Frankfurt und bei den Salzburger Festspielen. Uwe Bertram starb im November vergangenen Jahres, die Künstlerfreundschaft zwischen den beiden Schauspielern, von denen der eine dann eben ein Theater übernahm, der andere auch selbst Regie zu führen begann, hält aber über den Tod hinaus. Vermutlich ist es Udo Samel sogar besonders wichtig, in diesem Jahr die Theatertage zu eröffnen. Denn die versammeln von 16. bis 25. Juni alte Bekannte, die in Bertrams Ära hier künstlerisch wirkten.
Bertram erfand die Wasserburger Theatertage als ein Best-of-Festival der freien Theater-Szene Bayerns. In diesem Jahr gibt es in dieser Hinsicht ein Ausnahme: Die Münchner Kammerspiele sind am Sonntag, 18. Juni, zu Gast. Katharina Marie Schubert hat den aufwühlenden Roman "Internat" von Serhij Zhadan im Habibi-Kiosk der Kammerspiele als szenische Lesung eingerichtet. Aber was heißt szenische Lesung? Die Besetzung ist atemberaubend: Jochen Noch, Wiebke Puls, Annette Paulmann, Vincent Redetzki und Jelena Kuljić finden aus dem Lesen zum Spielen, können gar nicht anders, vergegenwärtigen den Krieg im Donbas, wo der Roman spielt. Der Grund für das Gastspiel: Sveta Belesova. Sie spielte in Wasserburg in "Kleiner Mann - was nun?", bevor sie über Stationen in Nürnberg und Bochum ins Ensemble der Kammerspiele gelangte. Und ins "Internat".
Tags zuvor zeigt Konstantin Moreth eine Produktionen seiner eigenen Truppe, die reichlich irre Komödie "Adams Äpfel", ein Wiedersehen auch mit Schauspielern wie Markus Brandl und Stefan Murr, beide früher am Volkstheater; Moreth wiederum hat in Wasserburg mal Regie geführt, vor 15 Jahren. Die Bande künstlerischer Verbundenheit halten hier lang. Sie gelten für das Sensemble in Augsburg wie für das Theater ... und so fort in München, für Häuser in Rosenheim, Ansbach, Burghausen und das Hofspielhaus. Während des Festivals ist eine Installation von Gerhard Höberth begehbar, betrinkbar, erfahrbar; Höberth hatte 2014 das sensationelle Karussell für Uwe Bertrams "Woyzeck"-Inszenierung gebaut.
17. Wasserburger Theatertage, 16.-25. Juni, Theater Wasserburg, Telefon 08071 / 103261, www.theaterwasserburg.de