Staatsanwaltschaft:Miesbachs Ex-Landrat Kreidl kommt wohl vor Gericht

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  • Die Staatsanwaltschaft wird wohl noch in diesem Jahr Anklage gegen den ehemaligen Miesbacher Landrat Jakob Kreidl, den ehemaligen Sparkassen-Chef Georg Bromme und womöglich gegen weitere Beschuldigte erheben.
  • Kreidl hatte sich seine Geburtstagsfeier weitestgehend vom Landkreis und von der Kreissparkasse Miesbach bezahlen lassen.
  • Die Sparkasse war auch an anderer Stelle großzügig.

Von Matthias Köpf, Miesbach

Im August ist Jakob Kreidl 65 Jahre alt geworden, und über die Geburtstagsfeier des Privatmanns Kreidl ist öffentlich nichts bekannt. Ein Fest wie fünf Jahre zuvor wird es aber kaum gegeben haben, schon wegen des Aufwands. Beinahe 120 000 Euro hatte damals die Feier zu Kreidls Sechzigstem gekostet, bezahlt zum allergrößten Teil vom Landkreis und der Kreissparkasse Miesbach. Als das zwei Jahre später ans Licht kam, war die politische Karriere des ehemaligen CSU-Landtagsabgeordneten und amtierenden Miesbacher Landrats Kreidl noch vor der Kommunalwahl vorbei. Nun nähert sich die Affäre auch juristisch dem letzten Akt: Die Staatsanwaltschaft München II wird wohl noch in diesem Jahr Anklage gegen Kreidl, den ehemaligen Sparkassen-Chef Georg Bromme und womöglich gegen weitere Beschuldigte erheben.

Die fürstliche Geburtstagsfeier, die politisch das Fass zum Überlaufen brachte, steht juristisch nicht im Zentrum der Vorwürfe. Diese drehen sich um mehrere Fälle mutmaßlicher Untreue. Die Kreissparkasse hat unter der Ägide von Kreidl und Bromme viel Geld für fragwürdige Immobiliengeschäfte und Sponsoring-Projekte ausgegeben. So hat sie etwa der Gemeinde Bayrischzell die Geitauer Alm abgekauft, ein 96 Hektar großes Gebiet an der Aiplspitz.

Das Haus Wittelsbach bekam 1,5 Millionen Euro für den sogenannten Psallierchor im ehemaligen Kloster Tegernsee, einen durchaus prächtigen Raum, der lange in einer Art Dornröschenschlaf versunken war. Stolze Summen gab die Sparkasse auch für Ausflüge und regelrechte Reisen von Bürgermeistern und Kreisräten aus, für die Ausstattung eines Besprechungsraums im Landratsamt und für allerlei kleinere und größere Präsente. Ermittelt wurde deswegen in den vergangenen Jahren nicht nur gegen Sparkassen-Chef Bromme und Kreidl als damaligen Vorsitzenden des Verwaltungsrats, sondern auch gegen mehr als ein Dutzend weiterer Verdächtiger.

Nicht alle von ihnen haben ihre Posten inzwischen abgegeben oder abgeben müssen wie Kreidl und Bromme. Ob sie sich alle im Landgericht München II auf der Anklagebank wiederfinden, ist aber ungewiss. Die Staatsanwaltschaft kann geringfügigere Fälle immer noch einstellen oder Verfahren etwa gegen Hinterbänkler im Verwaltungsrat per Strafbefehl erledigen. Der Vorwurf der Untreue zieht sich durch alle Ermittlungen, zum Teil gingen die Staatsanwälte aber auch dem Verdacht der Bestechung und Bestechlichkeit oder der Vorteilsgewährung und der Vorteilsannahme nach. Im Januar 2015 hatte eine Hundertschaft von Staatsanwälten und LKA-Leuten insgesamt 27 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht, darunter auch die Privathäuser von Kreidl und Bromme.

Als Ansprüche der Sparkasse an diese beiden standen schon Beträge von 1,7 und 4,3 Millionen Euro im Raum. Die Bank hat von ihrer Manager-Haftpflichtversicherung inzwischen zwei Millionen Euro erhalten und die offenen Forderungen zuletzt noch auf gut 22 000 Euro beziffert. Die Geitauer Alm hat sie 2015 an die Benediktinerabtei Scheyern weiterverkauft, wegen des Psallierchores verhandelt sie mit dem Erzbistum München-Freising. Auf Anfrage teilte sie am Dienstag mit, dass sie von Anfang an mit den Strafverfolgern kooperiert habe, zum Stand der Ermittlungen aber keine Auskunft geben könne. Der Miesbacher Kreistag hat 2015 in nicht öffentlicher Sitzung alle Forderungen des Landkreises an Kreidl für abgegolten erklärt, in Rede stand eine fünfstellige Summe.

Kreidl war in seiner Zeit als Abgeordneter in die Verwandtenaffäre des Landtags verstrickt und schon 2013 wegen einer teilweise abgeschriebenen Doktorarbeit in die Kritik geraten. Endgültig fallen ließ ihn CSU-Chef Horst Seehofer erst 2014 wegen der Meldungen über die Geburtstagsfeier. Da stand Kreidl schon als CSU-Kandidat für die Landratswahl fest, doch gewählt wurde dann Wolfgang Rzehak. Der erste grüne Landrat in Bayern war schon zuvor als Kreisrat selbst Mitglied des Sparkassen-Verwaltungsrats. Wegen der Ermittlungen wollte er sich dazu bisher nicht im Detail äußern. Die Staatsanwaltschaft will ihre Anklage im November oder spätestens im Dezember erheben. Ein Prozess wird wohl nicht vor dem Frühjahr stattfinden.

© SZ vom 25.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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