SPD-Politiker zieht sich zurück:"In ein Loch werde ich nicht fallen"

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Kuscheln war nicht so seine Linie, sagt Pfaffmann über sich. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Der SPD-Politiker Hans-Ulrich Pfaffmann hört nach 20 Jahren als Abgeordneter im Landtag auf.
  • Nun will er sich mehr seinen Enkelkindern widmen und auch häufiger reisen.
  • Damit verliert die Fraktion einen "Leistungsträger", sagt der Vorsitzende Markus Rinderspacher.

Von Lisa Schnell, München

Hans-Ulrich Pfaffmann schlendert durch den Plenarsaal. Die Sitze sind leer, Mittagspause, ein paar ruhige Minuten im Parlamentsbetrieb. Pfaffmann lässt seinen Blick über die Reihen schweifen. Vielleicht denkt er daran, was er hier schon alles erlebt hat. Wie viele Reden er hier schon gehalten hat für die SPD über Bildung, Soziales, Gesundheit, Europa. Vielleicht genießt er auch die Ruhe. Ein wenig Wehmut aber trauen ihm seine SPD-Kollegen schon zu an diesem Donnerstag - einen Tag, nachdem Pfaffmann gesagt hat: Es ist genug.

Fast 20 Jahre sitzt Pfaffmann im Landtag. Wer aufzählen will, was er hier alles gemacht hat, muss mindestens einmal durchatmen: Vorsitzender im Bildungsausschuss, sozialpolitischer Sprecher, stellvertretender Fraktionsvorsitzender, Mitglied im Europaausschuss. Der Fraktion breche ein Leistungsträger weg, sagt Fraktionschef Markus Rinderspacher. Vor allem im Bereich Bildung habe er die SPD wieder stark gemacht, heißt es. Ob es für so einen "Parlamentarier durch und durch" überhaupt einen Ruhestand gibt? Pfaffmann lacht und sagt den Satz, der unter langjährigen Politikern fast Standard ist: "In ein Loch werde ich nicht fallen."

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Es gebe eine Menge Enkelkinder, die nach Betreuung verlangten. Nach Italien möchte er mehr reisen, aber nicht nur wegen Sonne und Meer. Er will dort seine politischen Kontakte pflegen. Und seine Ehrenämter Auch wenn es nach Floskel klinge, Pfaffmann sei ein engagierter Sozialdemokrat, sagt Andreas Lotte. Er ist Landesvorsitzender des Arbeiter-Samariter-Bundes und sitzt im Aufsichtsrat der Suchthilfe Condrobs.

Dort, nicht im Landtag, werde er weiter Politik machen, sagt Pfaffmann. Auch, um den Jüngeren Platz zu machen. Als Erstes wird sein Platz im Fraktionsvorstand frei. Die Liste der Interessenten soll lang sein: die Münchner Isabell Zacharias, Andreas Lotte, Florian von Brunn, die Ebersbergerin Doris Rauscher, der Mittelfranke Horst Arnold oder Ruth Müller aus Niederbayern. Ein wenig sieht sich Pfaffmann als Mann eines alten Politikstils. Heute stehe die Kritik am politischen Gegner nicht mehr so im Vordergrund. Er wolle das gar nicht kritisieren, nur: "Ich bin eher ein Mann mit Ecken und Kanten."

Wie kantig er sein kann, merkte auch die Münchner SPD, die Pfaffmann von 2009 bis 2014 führte. Kuscheln sei nicht so seine Linie, sagt einer. Straff, aber zielgerichtet habe er geführt. Bei ihm sei um Positionen noch gestritten worden. Das sei zwar anstrengend, aber am Ende wussten alle, warum was in einem Antrag stehe. Ein Antrag war es auch, warum Pfaffmann 2014 den Vorsitz der Münchner-SPD hinschmiss.

Er und der Vorstand lehnten einen Antrag der Jusos ab, der die SPD stark kritisierte, der Parteitag aber stimmte dafür. Für Pfaffmann ein Misstrauensvotum. Unmut über das schlechte Kommunalwahlergebnis, Kritik an Pfaffmanns Wahlkampfführung, es sei viel zusammen gekommen damals, heißt es. "Ich war ganz schön angefressen", erinnert sich Pfaffmann. Kurz vor dem Ruhestand aber sieht er das gelassener. "Die Zeit heilt alle Wunden", sagt er.

© SZ vom 07.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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