Der Islamische Unterricht in Bayern wird ausgebaut, dies hat der Ministerrat am Dienstag in München beschlossen. Damit haben 16 500 Schüler und 97 Lehrer an 350 Schulen Planungssicherheit. Bisher war nicht klar, ob der Islamunterricht fortgeführt wird. Der Modellversuch wäre Ende Juli nach zehn Jahren ausgelaufen. Dabei bestätigten Wissenschaftler und Lehrer wiederholt die positive Wirkung auf die Integration muslimischer Familien.
Zunächst soll der Modellversuch nun um zwei Jahre verlängert werden, um Rechtsfragen zu klären und die Anzahl der Schulen "maßvoll" zu erweitern, sagte Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Danach wird Islamunterricht als Wahlpflichtfach ähnlich wie Ethik regulär an den Schulen eingeführt, die Bedarf sehen. Auch die Zahl der weiterführenden Schulen könnte künftig steigen, derzeit sind drei Gymnasien und vier Realschulen Teil des Modellversuchs.
Der Fokus des Islamunterrichts liegt auf interkultureller Bildung sowie Islamkunde und soll auch künftig kein Religionsunterricht im Sinne des Grundgesetzes sein. Anders als bei den Kirchen gibt es in Deutschland keinen einheitlichen Ansprechpartner der Muslime. Die Kirchen haben Einfluss auf den Religionsunterricht, beim bayerischen Islamunterricht haben dagegen Wissenschaftler und Pädagogen mit dem Ministerium den Lehrplan erstellt. Die Aufsicht über Lehrerausbildung und Unterricht hat allein der Staat.
Während Simone Fleischmann, die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, das Votum begrüßt und Piazolo auffordert, die Nachricht rasch den Schulen zu übermitteln, fordern Grüne und SPD im Landtag einen den christlichen Religionen gleichwertigen Islamischen Religionsunterricht. Der Status Modellversuch würde Lehramtsstudenten abschrecken, kritisierte Arif Taşdelen (SPD). Gabriele Triebel (Grüne) fürchtet, dass der Islamunterricht zu "Wertekunde für Migrantenkinder" werden könnte und die Staatsregierung damit Muslime "unter Generalverdacht" stelle. Markus Bayerbach (AfD) fordert dagegen die Abschaffung des Islamunterrichts. Matthias Fischbach (FDP) würde gleich alle Schüler aller Glaubensrichtungen in einem "Dialogunterricht" gemeinsam lernen lassen.