Schnaittach:Eltern eingemauert - Junges Paar in Untersuchungshaft

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  • Ein 25-Jähriger und seine 22-jährige Frau werden verdächtigt, die Eltern des Mannes getötet und in einem Garagenanbau eingemauert zu haben.
  • Zuvor meldete das junge Paar die Eltern als vermisst.
  • Die Leiche des Vaters wurde bereits identifiziert.

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Vor wenigen Tagen hat das junge Paar aus dem mittelfränkischen Schnaittach, das nun unter Mordverdacht steht, ein längeres Interview fürs Lokalfernsehen gegeben. Man sieht den 25-jährigen Mann gemeinsam mit seiner 22-jährigen Frau auf einer Couch sitzen. Auf dem Wohnzimmertisch sind Fotos der vermissten Eltern des jungen Mannes zu sehen. Der 25-Jährige legt die Hände zusammen und sagt: "Die größte Freude, die man uns machen könnte, wäre einfach, dass die beiden wieder zur Tür reinkommen. Dass wir wenigstens wissen, was mit ihnen passiert ist."

Der Film, gesendet im Franken Fernsehen, wurde inzwischen verpixelt, denn die beiden Personen aus dem Video sind nun Tatverdächtige. Beide befinden sich in Untersuchungshaft. Sie sollen ihre Eltern beziehungsweise Schwiegereltern getötet und im Anbau einer Garage auf dem gemeinsamen Anwesen in einem Ortsteil von Schnaittach (Nürnberger Land) eingemauert haben.

Dass der Vater des 25-Jährigen auf jenem Grundstück lag, als das Video gedreht wurde, darüber herrscht seit Dienstag Gewissheit. Bei einer Leiche handele es sich zweifelsfrei um den Vater des Verdächtigen, sagte Oberstaatsanwältin Anita Traud. Der 25-Jährige habe sich nicht zur Sache geäußert. Es bestehe aber dringender Tatverdacht. Vor diesem Hintergrund sei das besagte Video "kaum zu ertragen", sagte ein langjähriger Ermittler der SZ. Immerhin habe der Mann dort wissen lassen: "Der Punkt ist auch der: Mein Vater ist in Schnaittach geboren. Er hat immer gesagt: Er kommt in Schnaittach auf die Welt und in Schnaittach geht's auch zu Ende."

Auch seine Partnerin hatte sich im Lokalfernsehen geäußert. Das Elternpaar hänge "halt so an dem Ort, an ihrem Sohn vor allem". Dass sie plötzlich verschwanden, passe "gar nicht zu ihnen". Nach Angaben einer Ermittlerin hatten sich beide in Widersprüche verwickelt. Immer wieder nannten sie andere Ziele, die das vermisste Paar angeblich aufsuchen wollte. Auch stellten die Ermittler fest, dass das Schnaittacher Anwesen offenbar hastig und nicht fachmännisch umgebaut worden war.

In einer Montagegrube war am Montag das angebliche Reisegepäck des Elternpaares gefunden worden. Es war dort einbetoniert. Ein mögliches Tatmotiv sei weiter "reine Spekulation", sagte Staatsanwältin Traud. Fest steht dagegen, dass das junge Paar in den letzten Tagen des Jahres 2017 geheiratet hat - bereits ohne Eltern respektive Schwiegereltern.

© SZ vom 24.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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