Deutschland kann beantragen, dass Schloss Neuschwanstein auf die Liste der Welterbe-Stätten gesetzt wird. Bei einem Bürgerentscheid haben die Einwohner von Schwangau im Allgäu der Idee zugestimmt. Damit kann die Bundesrepublik wie geplant die Bewerbung Anfang 2024 bei der Unesco in Paris einreichen. Wie Bürgermeister Stefan Rinke (CSU) mitteilte, unterstützten etwa 56 Prozent der Abstimmenden das Projekt.
"Wir sind froh über das Referendum", betonte Rinke. "Damit haben wir den eindeutigen Auftrag der Bevölkerung, die staatliche Initiative aktiv zu unterstützen." Das Schloss im Ostallgäu soll gemeinsam mit drei weiteren berühmten Bauten des bayerischen Königs Ludwig II. als Weltkulturerbe-Vorschlag bei der Unesco eingereicht werden: mit den Schlössern Herrenchiemsee und Linderhof sowie dem Königshaus am Schachen.

Bürgerentscheid:Soll Schloss Neuschwanstein Welterbe werden?
Normalerweise ist der Unesco-Titel höchst begehrt. In Schwangau fürchten jedoch manche, dass nur noch mehr Touristen das weltberühmte Schloss besuchen. Im Juni stimmen sie über eine Bewerbung ab. Eine Absage hätte weitreichende Folgen.
Das Projekt "Gebaute Träume" steht bereits seit einiger Zeit auf der sogenannten Tentativliste, auf der die nächsten Welterbe-Vorschläge der Bundesrepublik gesammelt werden. Das als Märchenschloss bekannte Neuschwanstein ist das Aushängeschild der Bewerbung. Mit der Entscheidung des Welterbekomitees wird im Sommer 2025 gerechnet.
Doch in Schwangau, wo etwa 3500 Menschen leben, sind nicht alle Bürger von der Initiative der bayerischen Staatsregierung begeistert. Manche befürchten, dass das Welterbesiegel noch mehr Besucher anlocken könnte. Mit normalerweise etwa eineinhalb Millionen Gästen pro Jahr zählt Neuschwanstein bereits zu den größten Touristenattraktionen Deutschlands. Zudem sind manche Einwohner skeptisch, weil sie aus Denkmalschutzgründen weitere Beschränkungen befürchten, wenn im Umfeld des Schlosses Neubauten errichtet werden sollen. Beim Bürgerentscheid blieben die Kritiker mit etwa 44 Prozent aber in der Minderheit. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 56 Prozent.
Die Befürworter - darunter der Bürgermeister des Ortes - hatten dem entgegnet, dass mehr Tourismus gar nicht möglich sei und dass man die negativen Folgen mindern müsse. Ein Welterbe-Titel ermögliche da auch, mehr Zuschüsse für entsprechende Projekte zu bekommen - vom Imagegewinn ganz zu schweigen.