In Bamberg bleibt man dabei: "Wir kriegen das hin", sagt eine Sprecherin der Stadt am Freitagmorgen. Am Donnerstagabend haben die Spitzen der Koalition beschlossen, dass Bamberg eines der neuen Registrierungszentren bekommen soll und seitdem wird in der Welterbe-Stadt telefoniert. Viel mehr wissen sie dort nämlich auch noch nicht, ebenso wie bei der Regierung von Oberfranken. Wer das wie betreiben soll, wer die Menschen verpflegt, welche Stellen geschaffen werden müssen - alles offen.
Fest steht: Bamberg hat den Platz. Auf dem Gelände der ehemaligen Warner-Kaserne der US-Armee im Bamberger Osten wird schon das Balkanzentrum betrieben, in dem bis zum Jahresende 1500 Menschen unterkommen sollen. Vorwiegend solche, die kaum eine Chance auf Asyl haben und schnell wieder in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden. Damit wird in der Einrichtung, ebenso wie in jener in Manching, ohnehin schon so gearbeitet, wie es auch in den Registrierungszentren gemacht werden soll: Alle Stellen sind vor Ort, die Verfahren werden direkt bearbeitet und die Asylbewerber im Fall eine Ablehnung direkt wieder zurückgeschickt.
Flüchtlinge:Kompromiss zwischen Hoffen und Wünschen
Die Koalition hat sich in der Flüchtlingsfrage geeinigt. Nicht alle Punkte werden sich so umsetzen lassen. Doch die wichtigste Botschaft ist der Kompromiss selbst.
Keiner soll im Winter im Zelt schlafen müssen
Zehn Gebäude werden in Bamberg dafür zurzeit genutzt, weitere 15 könnten daneben zum Registrierungszentrum ausgebaut werden. "Entscheidend ist die Zahl", sagt die Stadtsprecherin. 4500 Asylbewerber sollen künftig in der Stadt untergebracht werden, 3000 mehr also, als bisher vorgesehen. Noch nicht ganz klar ist offenbar, ob es nicht sogar noch mehr werden könnten. Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) hatte schon bei der Eröffnung des Balkanzentrums die Devise ausgegeben, dass es nicht sein könne, dass Menschen im Winter in Zelten schlafen müssten, wenn Gebäude leer stünden.
Es ist freilich nicht so, dass die Stadt nichts mit dem Platz anzufangen wüsste. Wohnraum ist begehrt und knapp in Bamberg und im Rathaus wird seit dem Abzug der US-Armee emsig an der Konversion geplant, so heißt die Umwandlung von Militärflächen im Behördendeutsch. 450 Hektar sind frei geworden, ein Zehntel der Stadtfläche. Der Konversionsprozess werde durch die neuen Pläne dennoch nicht groß beeinträchtigt, sagt die Stadtsprecherin. Ohnehin sei das Flynn-Areal in den Warner Barracks als Entwicklungsfläche vorgesehen gewesen, das bis 2025 angegangen werden sollte. Vorher soll auf anderen Flächen gebaut werden, die frühere US-Kaserne verteilt sich auf mehrere Gelände in der Stadt.
Die Stadt profitiert von der Flüchtlingskrise
Bamberg profitiert aber auch von der Flüchtlingskrise. So bestätigte die Stadtsprecherin, dass die Bundespolizei ein Ausbildungszentrum in der Stadt plant. Ebenfalls auf einem ehemaligen Armee-Gelände, allerdings nicht in direkter Nachbarschaft zur Flüchtlingsunterkunft.
Hinter diesen Plänen soll sich allerdings kein Deal verbergen, sondern schlicht die Not der Bundespolizei, deren Ausbildungszentren zu klein werden für die 3000 neuen Kollegen, die wegen der vielen ankommenden Flüchtlinge eingestellt werden sollen und zuvor geschult werden müssen. Die Niederlassung in Bamberg soll auf Dauer bestehen bleiben. "Wir begrüßen das", sagte die Sprecherin, denn so komme der Konversionsprozess schneller in Gang. Es könne ein Campus entstehen, der auch die Umgebung belebe. Die Bebauung und Sanierung der Armee-Flächen soll im nächsten Jahr beginnen. Die Stadt will das Gelände komplett erwerben und dort Wohnungen und Gewerbeflächen schaffen.
Jeden Freitag tagt im Sozialministerium der Leitungsstab, der sich um die Flüchtlingskrise kümmert, danach erhofft man sich auch bei der Regierung von Oberfranken mehr Informationen.
In Manching weiß man auch noch nicht, wie alles werden soll
Wie das alles werden soll, weiß Bürgermeister Herbert Nerb in Manching auch noch nicht. Aus den Medien hat er erfahren, dass aus der Rückführungseinrichtung für Balkanflüchtlinge jetzt ein Registrierungszentrum werden soll. Am Morgen hat er mit dem Landrat telefoniert, sagt er, aber der habe auch noch nicht viel mehr gewusst. "Am Montag haben wir ein Gespräch bei der Sozialministerin, dann wissen wir hoffentlich mehr", sagt er. Bislang sind knapp 500 Menschen in der ehemaligen Max-Immelmann-Kaserne untergebracht, Platz für weitere 1500 ist im benachbarten Ingolstadt, wohin sich das Kasernengelände erstreckt.
Wie viele Menschen nun in dem neuen Registrierungszentrum untergebracht werden sollen, weiß Nerb ebenfalls noch nicht. Ein bisschen Platz wäre schon noch, sagt er, "aber eigentlich brauchen wir Platz für mittelständisches Gewerbe." Freilich müsse man den Menschen helfen, die vor dem Krieg flüchten, sagt er, und auch jene jetzt im Winter gut unterbringen, die keine Chance auf Asyl hätten. Diese allerdings, sagt Nerb, müssten schnell wieder zurück in ihre Heimatländer gebracht und die Zuwanderung gestoppt werden.