Regensburg:Die heilige Lederhose bleibt trocken

Lesezeit: 1 min

Eine anfällige Konstruktion: das komplexe Dach auf dem Haus der Bayerischen Geschichte. (Foto: Haus der Bayerischen Geschichte)

Das Haus der Bayerischen Geschichte will energieautark werden. Doch ein undichtes Dach durchkreuzt die Pläne vorerst.

Kolumne von Clemens Sarholz

Das Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg wirkt - ebenerdig betrachtet - mit seiner wuchtigen Keramikfassade alles anderes als filigran. Das Dach hingegen soll ein wenig an die umliegenden Gebäude der Altstadt erinnern, so kleinteilig und zerklüftet sind die geneigten Flächen. Außerdem wurde es in der Höhe an die nicht eben kleinen Exponate angepasst. Leider bekommen diesen Anblick nur wenige Menschen zu sehen, weil man dazu auf den Dom klettern müsste.

Vor einigen Wochen allerdings stiegen Handwerker aufs Dach des Museums, weil dort oben Solarpaneele installiert werden sollen. Direktor Richard Loibl verfolgt einen ehrgeizigen Plan: Das Haus der Bayerischen Geschichte soll als wahrscheinlich erstes Museum der Welt komplett energieautark werden. Die Heizung zieht ja bereits die Wärme aus dem Abwasser der Stadt, die Wärmepumpen aber saugen noch am öffentlichen Stromnetz.

Dabei wird es vorerst bleiben. Denn bei der Dachbesichtigung wurden laut Museumssprecherin Natascha Zödi-Schmidt 30 schadhafte Stellen entdeckt: "Dies bedeutet für unser Solarprojekt für den Moment Stillstand, was wir sehr bedauern."

Bei Baukosten ih Höhe von 100 Millionen Euro und einer Betriebszeit von nicht einmal fünf Jahren ist ein undichtes Dach zumindest für Laien eine böse Überraschung. Auch Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) sprach laut BR von einem "großen Ärgernis".

Berthold Schneider vom staatlichen Bauamt Regensburg erklärt dagegen, dass die Schäden bei der Bauart des Daches nichts Ungewöhnliches seien. Die besondere Architektur mache es eben anfällig. Weil demnächst die Gewährleistungsfrist der Baufirma abläuft, wird das empfindliche Dach nun ganz genau untersucht und laut Schneider neu bewertet. Erst dann kommen die Photovoltaik-Platten drauf. Man könne allerdings noch nicht sagen, wie lange das dauere.

Immerhin, von unten betrachtet ändert sich nichts. Der Museumsbetrieb in Regensburg ist wegen der Arbeiten am Dach nicht beeinträchtigt. Laut Schneider regnet es auch nicht herein, es müssen deshalb auch keine Kübel aufgestellt werden. Die heilige Lederhose des Schriftstellers Oskar Maria Graf bleibt trocken, und das ist doch die Hauptsache.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusHotel Orphée
:Wo Regensburg ist wie Paris

Das Orphée ist ein Restaurant und Hotel in Regensburg - aber vor allem ein magischer Ort, von dem Joschka Fischer und Wim Wenders schwärmen. Nirgends sei das süße Nichtstun angenehmer. Ein Besuch.

Von Lisa Schnell

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: