Polizei ermittelt:Vorwürfe gegen Schlachthof: Bessere Kontrollen gefordert

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Die Polizei sichert einen Einsatzort. (Foto: Jan Woitas/dpa/Symbolbild)

Die Vorwürfe wiegen schwer: Mitarbeiter sollen im Schlachthof Aschaffenburg Tiere unter anderem mit Elektroschockern gequält haben. Während die Ermittlungen laufen und erste Forderungen laut werden, räumen Ratsmitglieder eine Mitverantwortung der Stadt ein.

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Aschaffenburg (dpa/lby) - Nach Vorwürfen wegen Tierschutzverstößen gegen den Schlachthof Aschaffenburg hat sich der Aschaffenburger Stadtrat in einer Sondersitzung mit dem Thema beschäftigt. Parteiübergreifend zeigten sich die Ratsmitglieder von den mutmaßlichen Tierschutzverletzungen betroffen. Oberbürgermeister Jürgen Herzing(SPD) sprach von „irrsinnigem Leid“ der Tiere. Gleichzeitig verurteilte er Aufrufe in Sozialen Medien zu Gewalt gegen die mutmaßlichen Täter.

Mitte der Woche hatten Polizei und Staatsanwaltschaft unter anderem Wohnungen von Tatverdächtigen durchsucht. Auch in der Stadtverwaltung gab es eine Durchsuchung, wie Herzing bekanntgab. Dabei werde nicht gegen die Stadtverwaltung ermittelt, sondern gegen eine amtliche Tierärztin. Sie soll dem Schlachthof einen Kontrolltermin vorab bekanntgegeben haben. Ein Fraktionssprecher des Stadtrates sprach davon, dass die Abläufe bei der Kontrolle daraufhin „choreografiert“ wurden. Außerdem sprach er von einem „perfekten System der Täuschung“.

Gleichwohl räumten viele Ratsmitglieder eine Mitverantwortung der Stadt ein. Deutlich wurden Kontrollschwierigkeiten aufgrund personeller Probleme. Der Schlachthof wurde vor einigen Jahren privatisiert und verpachtet. Die Überwachung obliegt laut Stadt hauptsächlich der Bayerischen Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) mit Sitz in Kulmbach. Teilweise sei auch die Stadtverwaltung mit ihren amtlichen Tierärztinnen und -ärzten für die Kontrollen zuständig.

„Die Schlachthofkontrolle muss endlich auf ein besseres Fundament gestellt werden“, sagte Rosi Steinberger (Grüne), Vorsitzende des Umweltausschusses im Bayerischen Landtag. Immer wieder würden Missstände aufgedeckt. Tierschutzverbände fordern unter anderem eine bessere Videoüberwachung.

Dem Aschaffenburger Schlachthof wird unter anderem vorgeworfen, dass Mitarbeiter Schweine und Rinder mit Elektroschockern traktiert und offensichtlich noch lebende Tiere auseinandergenommen hätten. Das sollen Videoaufnahmen einer Tierrechtsorganisation zeigen. Bei einer anschließenden Kontrolle der KBLV sollen die Verstöße nicht beobachtet worden sein. Dennoch wurde der Betrieb von der KBLV vorerst untersagt.

Um über die Zukunft des Schlachthofes zu beraten, erwägt die Stadt eine „Task Force“ einzurichten. Eine anhaltende Schließung des Schlachthofes würde für künftige Tiere vermutlich längere Transportwege bedeuten.

© dpa-infocom, dpa:230728-99-571410/3

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