Politischer Aschermittwoch:Diesmal spricht der Chef - sonst keiner

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Parteichef Horst Seehofer ist diesmal der einzige Redner beim Politischen Aschermittwoch der CSU. (Foto: dpa)

Beim diesjährigen Aschermittwoch will der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer sich nicht noch einmal die Show stehlen lassen.

Von Daniela Kuhr, München

Horst Seehofer hat dazu gelernt. Wenn sich an diesem Mittwoch in Passau in der Dreiländerhalle gut 3000 Zuhörer einfinden, um sich das alljährliche Aschermittwochgeholze der CSU anzuhören, werden sie eine One-Man-Show erleben: Es spricht der CSU-Chef, der amtierende, und zwar nur er. Im vergangenen Jahr war das noch anders. Damals durfte auch Seehofers Vorgänger Edmund Stoiber sprechen - der diese Gelegenheit prompt zu nutzen wusste. Während Seehofer eine halbe Stunde redete, dauerte Stoibers Auftritt eine ganze. Während die Zuschauer bei Seehofer allenfalls pflichtschuldig applaudierten, jubelte das Publikum Stoiber frenetisch zu. Lustig dürfte Seehofer solche Vergleiche nicht gefunden haben. Und so kann er sich freuen, dass sie ihm in diesem Jahr erspart bleiben. Diesmal redet er und sonst keiner.

Allerdings hat sich die Welt auch ziemlich verändert in den vergangenen zwölf Monaten und Seehofer steht völlig anders da. Energiepolitik, Stromtrassen, Maut - alles Themen, die in den Aschermittwochs-Reden aller Parteien vor einem Jahr großen Raum einnahmen. In diesem Jahr dagegen wird es in erster Linie um einen Punkt gehen: die Flüchtlingsproblematik.

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Wahrscheinlich wird er ziemlich auftrumpfen

Bei dem Thema muss Seehofer ohnehin nicht befürchten, zu wenig Aufmerksamkeit zu bekommen. Schließlich wollen alle wissen, ob Bayerns Ministerpräsident womöglich neue Spitzen in Richtung Berlin und Bundeskanzleramt loslässt. Wahrscheinlich wird er ziemlich auftrumpfen, weil er bundesweit in den Beliebtheitsumfragen deutlich zugelegt hat. Seehofer führt das darauf zurück, dass die CSU seiner Meinung nach momentan die einzige Stimme ist, die die Ängste der ganz normalen Menschen aus der Mitte der Gesellschaft ernst nimmt. SPD und Grüne dagegen dürfen sich auf kräftige Watschn einstellen. Seehofer macht sie dafür verantwortlich, wichtige Regelungen zur Reduzierung des Flüchtlingsproblems immer wieder zu verzögern.

Und deshalb tut auch einer sehr gut daran, an diesem Mittwoch um Bayern einen weiten Bogen zu machen: SPD-Chef Sigmar Gabriel. Im vergangenen Jahr war er zu Gast im Festzelt der SPD in Vilshofen gewesen und hatte sich über Seehofers Kabinett lustig gemacht (gegen eine Mitgliedschaft dort sei eine Folterkammer eine Wärmestube). In diesem Jahr aber wäre er vermutlich selbst von seiner eigenen Partei nicht besonders herzlich empfangen worden. Denn auch dort nehmen ihm nicht wenige den wankelmütigen Kurs übel, den er in der Flüchtlingspolitik fährt. Dass er beispielsweise zum Asylpaket II erst ja, dann nein, dann ja und dann wieder nein gesagt hat, bringt nicht nur die CSU auf die Palme. Statt Gabriel kommt diesmal Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz nach Vilshofen - was schon allein deshalb interessant werden dürfte, weil man bei ihm in den vergangenen Monaten in der Flüchtlingspolitik manchmal den Eindruck gewinnen konnte, er stehe der CSU näher als seiner eigenen Partei.

Mit großer Aufmerksamkeit dürfte auch der Auftritt von AfD-Chefin Frauke Petry im niederbayerischen Osterhofen verfolgt werden. Seitdem sie in einem Zeitungsinterview die Möglichkeit angesprochen hat, dass man zur Not an der Grenze auf Flüchtlinge schießen müsse, schauen sogar Menschen auf die AfD, die bislang nicht die geringste Lust verspürten, sich mit der rechtspopulistischen Partei zu befassen. Doch das dürfte schon deshalb angebracht sein, weil es im Moment ganz danach aussieht, dass die AfD im März in die Landtage von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt einziehen wird.

© SZ vom 08.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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