Nach einem Ausflug hat ein Kollege sich kürzlich im SZ-Büro Franken gemeldet und eine Eloge vorgetragen. Also dieses Nürnberg bei Nacht, wenn sich am Burgberg wohliger Rumor über die Altstadt lege - das finde er "total faszinierend". Und klar sei er früher schon mal dort gewesen. Aber so? Habe er Nürnberg nicht in Erinnerung.
Der Beobachtung kann man nur beipflichten. Wenn es Abend wird und die Temperatur liegt überm Gefrierpunkt, dann erinnert der Tiergärtnertorplatz mitunter an Siena: stadionartig ansteigende Piazza, darauf junges Volk im Schneidersitz. Man ist gut beraten, sich beizeiten einen Platz zu sichern auf dem Kopfsteinpflaster.
Aber das ist doch schon länger so! Stimmt. Aber der Mensch kann halt nicht überall sein. Und muss sich also nicht schämen beim Revidieren alter Erinnerungen und Werturteile.
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Womit man in Passau wäre: Ja doch, dass es dort deutlich mehr gibt als drei Flüsse, hat sich hinlänglich herumgesprochen. Aber hätte man diese Stadt - sagen wir: in den Neunzigerjahren - ernsthaft als Studiumsort in Betracht gezogen? Immerhin stand Passau im gut dokumentierten Verdacht, eine einzelne, um Liberalität ringende Kabarettbühne stehe dort auf einigermaßen verlorenem Posten gegen die Übermacht von Kirche und Lokalpresse. Wäre also gar nicht erst infrage gekommen - weil: miefig irgendwie.
Und dann steht man also im regnerischen Frühling in Passau, auf dem Domplatz tanzt junges Volk, die coolen Cafés ringsherum können mit denen in großen Städten mühelos mithalten und an den Nachbartischen wird wahlweise über Kultursemiotik oder den letzten Schrei in den Geisteswissenschaften beratschlagt, auf Englisch. Lässig irgendwie.
Die Uni? Liegt direkt am Inn. Und nicht nur das: So eine Verbindung von Mehrfakultäten-Campus und direkter Altstadtanbindung ist sonst kaum zu finden irgendwo. Der klassische Campus in Bayern - etwa in Würzburg, Regensburg, Bayreuth - liegt üblicherweise ziemlich weit draußen. Und ist dann, verglichen mit Passau, ästhetisch ungemein herausfordernd.
Aber auch das ist natürlich alles andere als neu. Das Fachorgan Unicum hat die Uni am Inn sogar mal zu "Deutschlands schönstem Campus" gekürt. Man hätte es also wissen können.
