Nürnberg:"Die CSU wird, sobald sich Maly erklärt, vorbereitet sein"

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Marcus König (ganz links) ist derzeit CSU-Fraktionschef im Nürnberger Rathaus und könnte sich auch Bürgermeister gut vorstellen. (Foto: Imago)

Ulrich Maly von der SPD gilt als unschlagbar als Nürnberger OB - der CSU-Mann Marcus König aber hält sich offenbar bereit, ihm künftig den Rang abzulaufen.

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Als intime Kennerin der politischen Szene von Nürnberg hat sich Marija Schwepper, 66, bislang nicht in den Vordergrund gedrängt. Dafür gilt sie, sollte man der Bild in dieser Spezialfrage das uneingeschränkte Vertrauen schenken dürfen, als "Bayerns berühmteste Wahrsagerin". Wird schon so stimmen, also kann eine Einschätzung aus ihrem Munde unter keinen Umständen leichthin weggewischt werden. Die politische Prognose Schweppers lautet: "2019 wird der andere, ein Jüngerer, die Bühne betreten und Maly langsam den Rang ablaufen."

Das sitzt jetzt erst mal. Ulrich Maly, Nürnbergs Oberbürgermeister, ist einer Umfrage zufolge Deutschlands beliebtester Großstadt-Rathauschef. Wer ihm regelmäßig zuhören muss, hält es für komplett ausgeschlossen, dass dieser Mann einer bayerischen Neunkommasiebenprozentpartei angehört. Es ist aber so: Maly, dieser notorische Charismatiker aus Mittelfranken, ist Mitglied der Bayern-SPD. Bei der letzten Kommunalwahl hat er gleichwohl 67,1 Prozent der Stimmen eingeheimst. Damals lagen Bayerns Sozialdemokraten zwar noch nicht bei 9,7 Prozent wie bei der vergangenen Landtagswahl. Sensationell aber war dieser Triumph Malys trotzdem.

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Und nun soll, der Expertise der Bild- Zukunftsspezialistin zufolge, ein Jüngerer diesem Mann alsbald den Rang ablaufen? Leider hat das Blatt nicht unerbittlich nachgebohrt, welcher Partei dieser politische Jung-Siegfried von Nürnberg denn angehören soll. Eine Attacke womöglich aus dem eigenen Lager? Das ist unwahrscheinlicher als eine Beförderung Nürnbergs zur Landeshauptstadt - den fränkischen Sozialdemokraten graut's jetzt bereits vor dem Tag, an dem Maly sein persönliches Hauptinteresse der Toskana zuwendet. Mithin kann das Orakel den Thronerben wohl nur beim politischen Mitbewerber ausgemacht haben.

Anruf also beim CSU-Fraktionschef im Nürnberger Stadtrat, Marcus König. Der ist keine 40 Jahre alt, käme grundsätzlich also in Frage. Dass König sich die Rolle selbst zutrauen würde, ist ebenfalls kaum zu überhören. Damit konfrontiert, ob er den OB bei der Kommunalwahl 2020 herausfordern wird, verweist König auf ein von der CSU eingefordertes Prozedere. Zunächst müsse Maly, 58, bekannt geben, ob er ein weiteres Mal antritt. Nach CSU-internen Aufzeichnungen habe der OB für den Termin, dies zu verkünden, bereits drei verschiedene Daten genannt.

Spätestens im März fände es die CSU aber angemessen, wenn Maly sich mal erklärte. Im politischen Nürnberg gibt es kaum mehr einen, der daran zweifelt, dass Maly eine vierte Amtszeit anstrebt. "Und gehen Sie davon aus: Die CSU wird, sobald sich Maly erklärt, vorbereitet sein." Sehr ähnlich hatte sich König geäußert, als es jüngst darum ging, wer neuer CSU-Chef im Stadtrat wird. Es wurde dann: Marcus König, der bekennende Söder-Fan, der seinem Vorbild - zumindest was Auffassungsgabe, Redeleidenschaft und politische Provokationslust angeht - nicht unähnlich ist.

Nun gibt es Beobachter, die Maly herauszufordern so attraktiv finden wie eine Wurzelbehandlung. Tatsächlich hatte Königs Vorgänger als CSU-Fraktionschef bei der Wahl 2014 mit 24,1 Prozent eine Demütigung erleiden müssen. Der nächste CSU-Kandidat aber, davon gehen viele aus, wird zweimal antreten wollen. Einmal, 2020, um in Würde auf dem Bauch zu landen. Beim nächsten Mal aber, um im Vakuum nach Maly zu triumphieren.

Wobei König auch nichts dagegen hätte, wenn Maly - sollte Nürnberg 2025 Kulturhauptstadt Europas sein - "als Alt-OB eine gute Rede hält". Sprich: Maly bei der Wahl 2020 gar nicht mehr zum Zuge käme. Darüber muss König zwar selbst lachen, legt aber noch nach: "Der eine hält halt gute Reden, und wir machen was", sagt er. Wir, das ist in diesem Fall die CSU. Läuft sich da wirklich einer warm, um Maly - mindestens als versierter Humorist - den Rang abzulaufen? Versuchen kann man's ja mal.

© SZ vom 08.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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