Nürnberg:Securitymann soll Geflüchtete vielfach vergewaltigt haben

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Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ermittelt gegen einen Securitymann, der bereits seit Januar in U-Haft sitzt. (Symbolfoto) (Foto: Daniel Löb/dpa)

Die Staatsanwaltschaft wirft einem Mitarbeiter eines Wachdienstes schwere sexuelle Übergriffe auf zwei Frauen in einer Nürnberger Unterkunft für Frauen vor. Der Mann befindet sich in Untersuchungshaft.

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Wegen des Verdachts, zwei Frauen einer Flüchtlingsunterkunft in Nürnberg vergewaltigt zu haben, ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen einen Mitarbeiter eines Securitydienstes. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, sagte Oberstaatsanwältin Heike Klotzbücher, trotzdem befinde sich der Mann bereits seit Januar in Untersuchungshaft. Eine der beiden betroffenen Frauen soll er in einer Vielzahl von Fällen, die andere mehrfach vergewaltigt haben. Die Übergriffe sollen zwischen 2018 und 2022 erfolgt sein. Wegen eines minderschweren Falls sexueller Belästigung in derselben Unterkunft wird zudem gegen einen weiteren Securitymitarbeiter ermittelt. Zuerst hatten die Nürnberger Nachrichten berichtet.

Seit der Eröffnung der Unterkunft im früheren "Hotel am Tiergarten" vor sechs Jahren hatten Organisationen immer wieder gegen die Art der Unterbringung protestiert. Die Unterkunft ist ausschließlich für Frauen und Kinder bestimmt. Das Haus am Tiergarten, mitten im Wald gelegen, sei als Hotel gut geeignet gewesen, sagt Farzaneh Ezati, Vorstandsmitglied beim Internationalen Frauencafé Imedana - als Unterkunft für Frauen aber denkbar ungeeignet. Zwar sei ein Wachdienst fürs Sicherheitsgefühl der Frauen wichtig. Einem der Mitarbeiter seien Frauen aber offenbar schutzlos ausgeliefert gewesen. Immer wieder machten diese die Erfahrung, dass ihnen beanstandete Missstände "nicht geglaubt" würden, sagt Ezati.

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Auch Johanna Böhm vom Bayerischen Flüchtlingsrat kritisiert die Unterbringung scharf. Die Vorfälle zeigten ein systemisches Problem: In Großunterkünften würden "immer wieder Probleme mit Sicherheitsdiensten" festgestellt. Betroffene Geflüchtete hätten Angst vor Repressalien und negativen Auswirkungen auf den Anerkennungsprozess, wenn sie um Hilfe bäten. Auch wüssten viele nicht, an wen sie sich überhaupt wenden könnten.

Nach Angaben der Regierung von Mittelfranken leben 75 Frauen in der "Schutzunterkunft", unter anderem aus Uganda, Kuba, Syrien und Äthiopien. Als Folge der Vorfälle sei dort inzwischen ausschließlich weibliches Wachpersonal tätig, das "aufgrund vertraglicher Bindung" aber weiter vom selben Sicherheitsdienst gestellt werde.

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