Neue Umweltministerin Scharf :Mit Tierfotos zum Erfolg

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Von Ulrike Scharf weiß man bisher fast nichts. Die künftige Umweltministerin hat noch kein Profil in der Landespolitik. Falls sie das nicht schnell mit politischen Erfolgen ändern kann, sollte sie es vielleicht wie einer ihrer Vorgänger versuchen - mit Tierfotos.

Von Katja Auer und Mike Szymanski, München

In Bayern ist das Wort Landei kein Schimpfwort, sondern dahinter steckt offenbar die Befähigung für Großes. Neulich hat sich sogar Ilse Aigner so bezeichnet. Und die ist immerhin stellvertretende Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin. Als "Landei" bezeichnete sich am Donnerstag auch Ulrike Scharf, 46, von der man bisher zwar nicht viel gehört hat, deren Namen man sich aber einprägen sollte. Denn die CSU-Abgeordnete aus Erding soll neue Umweltministerin werden.

Als sie sich am Donnerstag erstmals in großer Runde den Journalisten stellte, hob sie hervor, dass sie auf dem Land aufgewachsen und gerne draußen sei. "Ich bin wirklich ein naturverbundener Mensch." Schon klar, bevor man nicht vom Landtag ernannt ist, gibt man keine Regierungserklärungen ab. Aber ein bisschen mehr als diesen Satz, und dass sie in Ökologie und Ökonomie keinen Widerspruch sieht, hätten die Beobachter schon erwartet.

Huber arbeitete geräuschlos

Scharf bringt für ihr Amt so gut wie kein Vorwissen mit. Regierungserfahrung auch nicht. Sie war als Reiseunternehmerin tätig und ist am Busunternehmen der Familie beteiligt, das gerne auch mal von der CSU beauftragt wird. In Wirtschaftsfragen kennt sie sich aus. Alles andere muss sie sich aber neu erarbeiten. Sie bittet darum, ihr die Zeit zu geben, das auch tun zu können. Dass sie weiß, was sie will, blitzt jedoch in einem kurzen Moment auf. Da zollt sie in ihrer knappen Rede Amtsvorgänger Marcel Huber "Respekt dafür, dass er den Weg frei macht".

Neue CSU-Ministerin Ulrike Scharf
:Karrieresprung ins Umweltministerium

Wer ist Ulrike Scharf? Kaum einer kennt die neue bayerische Umweltministerin. Zu Hause im Landkreis Erding wird sie kaum als politische Größe wahrgenommen. Ihren steilen Aufstieg verdankt sie ihrem Netzwerk.

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Huber kann sie auch fragen, was es im Ministerium alles zu tun gibt, der muss es schließlich wissen. Sogar der Bund Naturschutz bedauert, dass er das Ressort wechselt, weil er seinen Job gut gemacht habe. Und das auch noch geräuschlos. Wenn Scharf das auch so macht, wird sie freilich selbst nach einem Jahr noch nicht bekannter sein.

Was läge also näher, als den Meister der Selbstvermarktung um ein paar Tipps zu bitten: Markus Söder, der aus dem Umwelt- einfach das Lebensministerium gemacht und sich so kurzerhand die Zuständigkeit für eigentlich alles übertragen hat. Gepaart mit der Bereitschaft, mit wirklich jedem Vieh im Arm für die Kameras zu posieren. So erlangte das Umweltressort eine bis dahin nicht und seither auch nie wieder erreichte Schlagzeilen-Dichte. Vor allem in einer bekannten deutschen Boulevard-Zeitung.

Viele gute Fotomöglichkeiten

Söder posierte mit Lämmchen und mit Delfinen. Und er ließ sich mit Zeisigen fotografieren, die er gerade vor italienischen Kochtöpfen gerettet hatte. Allenfalls den Karpfen, der beim Beginn der alljährlichen Saison in die Kamera gehalten wird, überließ er noch dem Landwirtschaftsminister. Und Söder posierte nicht nur mit Tieren, sondern verkleidete sich sogar als Eisbär und ging so zum Frankenfasching nach Veitshöchheim.

Erste Ansätze sind bei Ulrike Scharf offenbar schon da. Auf ihrer Facebook-Seite zeigt sie sich mit einem jungen Steinadler auf dem Arm. Mutig wirkt das. Kein schlechter Anfang. Vor allem wenn man bedenkt, dass das erste Tierbild, mit dem Christian Ude, der einstige Ministerpräsidenten-Kandidat der SPD, ein größeres Publikum erreichte, eines mit einem Ferkel auf dem Arm war.

© SZ vom 05.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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