Mitten in Murnau:Der Bote des Bürgermeisters

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Der Obermarkt in Murnau. (Foto: imago/imagebroker)

Das Mitteilungsblatt der Marktgemeinde Murnau zeigt auffallend oft Rathaus-Chef Rolf Beuting höchstpersönlich. Seinen Gegnern fallen da gleich neue Vorwürfe ein.

Glosse von Matthias Köpf, Murnau

Das mit dem Seiten-Bürgermeister-Verhältnis ist natürlich ein bisschen gemein. Denn es ist ja keineswegs so, dass auf jeder Seite exakt eineinzwanzigstel Bürgermeister zu sehen wären, in welcher Aufteilung auch immer. Vielmehr ist der Bürgermeister fast gar nicht gestückelt, zumindest nicht über das übliche Maß hinaus. Natürlich ist es oft nur ein Brustbild, oder die Abbildung endet knapp überm Knie. Manchmal ist er auch nur Teil einer Gruppe. Wobei er selbst da meist gut zu erkennen ist, sei es nun inmitten der Delegation aus der Partnerregion Atwima in Ghana oder zwischen den Kindern, die sich der neuen Matschanlage in der Kita Drachennest bemächtigen.

Ungeachtet all dessen regt das Seiten-Bürgermeister-Verhältnis jedenfalls gerade einige auf in Murnau, denn auch dort gibt es Menschen, die sich nach der Wahl 2020 lieber selber als Bürgermeister gesehen hätten. Vielleicht wurde jetzt deswegen genau nachgezählt. Nicht die Stimmen, die Wahl ist ja längst entschieden. Aber die Abbildungen im gemeindeeigenen Murnauer Marktboten. Dessen aktuelle Ausgabe hat 20 Seiten. Und sie zeigt 21 Mal Bürgermeister Rolf Beuting.

Dabei ist Beuting (ÖDP) auf immerhin zehn Seiten gar nicht zu sehen. Daraus folgt aber, dass er auf anderen Seiten umso häufiger abgebildet sein muss - allen voran auf Seite 5 auf insgesamt acht Fotos, jeweils Spenden für die Ukraine entgegennehmend. Nun gehört das möglichst öffentliche Entgegennehmen von Spenden wohl zu den Amtspflichten jedes Bürgermeisters - vor allem aus Sicht derjenigen, die den Scheck überreichen und dabei selbst mit im Bild sein wollen. Zieht man also, nur für den guten Zweck, die Seite 5 mal ab, so gibt es im aktuellen Marktboten auf 19 Seiten 13 Beutings, was etwa dem örtlichen CSU-Fraktionssprecher wohl immer noch für den Vorwurf der "Propaganda" reichen würde.

Über derlei Vorwürfe muss das Murnauer Tagblatt, das mit dem Marktboten nicht verschwägert ist, ohnehin oft berichten. Zuletzt ging es etwa um das angebliche "Abhören" von Ausschusssitzungen zum Protokollschreiben oder darum, ob die Räte Mails aus dem Rathaus nun als Blindkopie oder mit offener Empfängerliste erhalten sollen. Den Marktboten jedenfalls empfangen alle Murnauer per Postwurf. Bald kommt die nächste Ausgabe, dann können wieder alle selber suchen. Einsendeschluss ist zur nächsten Ratssitzung.

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