Nürnberg:Tierische Probleme in der Söderbucht

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Ministerpräsident Markus Söder an der Norikusbucht (Foto: Markus Söder via Twitter)

Im Ganzkörperbadeanzug machte Markus Söder in einem kurzen Videoclip die Norikusbucht berühmt. Der Ort kämpft nun mit einer Gänseplage - doch es besteht Hoffnung.

Kolumne von Olaf Przybilla

Den guten und anspruchsvollen Film erkennt man daran, dass man ihn immer wieder anschauen kann, um ihn in ganzer Tiefe wahrzunehmen. Und so ist es auch mit "Markus Söder in der Norikusbucht". 29 Sekunden umfasst das Werk und es sei hier eingestanden, dass man Menschen kennt, die sich dabei ertappen, wie sie sich immer wieder reinklicken, süchtig fast, in diesen Streifen makelloser Schönheit. Zu sehen ist ein wühlender Brustschwimmer im Ganzkörperbadeanzug, der gerade die Grenze passiert, wo sich das Wasser von hell- in dunkelgrün verfärbt, exakt dort fällt das erste Wort, ein ebenso glockenhelles wie halb Wasser schluckend hingehauchtes: "Haalloo". Zum Niederknien.

Man ist dann gleich, unaufdringlich rasant, mitten im Thema. "Ich schwimm in der Norikusbucht, seensaationell." Nächster Zug: "Geb zu, bisschen kalt", noch einer, "aber echt sauberes Wasser und wunderschön." Es folgt ein retardierendes, dramaturgisch rückblickendes Moment: "Das erste Mal in meinem Leben", der Schwimmer hebt einen Daumen aus dem Wasser, "dass ich in Nürnberg in einem natürlichen Gewässer schwimme." Dann folgt schon Höhe- und Schlusspunkt: "Ich freu mich echt. Viel Spaß beinander." Abschließend sieht man, wie der Schwimmer in der Bucht aus der rechten unteren Bildecke entschwindet. So geht Poesie.

Der Film ist Mitte August 2016 von Regisseur und Hauptdarsteller Markus Söder ins Netz gestellt worden. Wer genau zwei Jahre danach den Drehort besucht, wird zweierlei feststellen: Von Norikusbucht spricht dort längst keiner mehr, das ist die "Söderbucht". Und an einem normalen Werktag, so gegen zehn, übersteigt die Zahl der Gänse die Zahl der Gäste um das hundertfache. Mit entsprechender Fäkaliendichte auf dem schmalen Grünstreifen zwischen Weg und Bucht.

Vor drei Wochen hat sich die Stadt nicht mehr anders zu helfen gewusst und hat einzelne Gänse zum Abschuss freigegeben. Allerdings nur, das will man betont wissen, zur Vergrämung nicht etwa Dezimierung. Der Proteststurm von Tierschützern war trotzdem so enorm, dass bislang keine einzige Gans dran glauben musste. Kein Jäger hat zur Waffe gegriffen, und filmen lässt sich schon gleich gar keiner dabei. Es gibt also noch Hoffnung auf "Söder in der Bucht, Teil 2."

© SZ vom 16.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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