Staatsexamen in Bayern:Maske tragen, Zeit sparen

Lesezeit: 1 min

Wer eine Maske trägt, soll mehr Zeit für die Staatsprüfung haben. (Foto: dpa)

Die Erste Staatsprüfung mit Maske oder ohne schreiben? Dazu hat das Kultusministerium praxisnahe Vorstellungen entwickelt - inklusive Zeitboni für Maskenträger und farbigen Papierblättern.

Glosse von Maximilian Gerl

Zu träge, zu komplex, zu realitätsfern: Der Bürokratie in bayerischen Ämtern werden ja allerhand Dinge nachgesagt. Dabei ist das Geschäft mit den Paragrafen halt kompliziert - vor allem, wenn so sensible Fragen zu behandeln sind wie jene, welche Corona-bedingten Masken-Regeln für angehende Lehrkräfte beim Ablegen der Ersten Staatsprüfung gelten. Der Umstand, dass das Tragen einer Maske bei Infektionszahlen auf Rekordniveau weiter clever sein kann, aber gesetzlich nur noch in wenigen Bereichen des öffentlichen Lebens verpflichtend ist, dürfte in diesem Fall den Verantwortlichen im Kultusministerium die Sache nicht vereinfacht haben.

Zum Glück fand das Ministerium trotzdem eine klare Antwort: nein, aber. Die Details lassen sich einer an die Hochschulen versandten E-Mail entnehmen. Demnach können die Prüflinge selbst entscheiden, ob sie die empfohlene medizinische Maske aufsetzen wollen. Wer es aber macht, bekommt einen Zeitbonus. "Fünf Minuten je voller Stunde" würden ausgeglichen.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Das Warum wird in dem Schreiben nicht erörtert, dafür das Prozedere: Zuerst müssen auf Maske und Bonus vor Prüfungsbeginn hingewiesen werden. Dann ist das Masketragen per Handzeichen anzumelden. Damit das Prüfungspersonal auch den Überblick behält, müssen die nicht Maske tragenden Normal-Abgeber von den Maske tragenden Später-Abgebern in Aufsichtsprotokoll oder Sitzplan vermerkt werden. Als hierfür probates Mittel wird vorgeschlagen, bei Maskenträgern ein farbiges Blatt Papier mit Tagesstempel sichtbar zu deponieren. Sollte jemand dennoch später die Maske abnehmen, sind Blatt und Bonus weg. Das kurzzeitige Lüften der Bedeckung, "etwa um einen Schluck zu trinken", wird jedoch toleriert.

Das klingt jetzt erst einmal ziemlich kompliziert - und nach einem Widerspruch. Sollte nicht eigentlich alles einfacher werden mit dieser Bürokratie? Die Staatsregierung installierte eigens dafür sogar einen "Beauftragten für Bürokratieabbau". Der feierte im Februar sein fünftes Amtsjubiläum und mahnte, der Bürokratieabbau müsse "in den Köpfen funktionieren", die Verwaltung praxisorientierter denken. So gesehen hat das Kultusministerium jedoch die bayerischen Bürokratie-Anforderungen mit Bravour erfüllt. Die Praxis zu wenig bedacht zu haben, kann wahrlich niemand vorwerfen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusCoronavirus
:So verlief Tag eins ohne Maskenpflicht in München

Viele machen es mit, manche ohne. Und an einigen Orten ist die Maske sogar immer noch vorgeschrieben. Ein Rundgang durch eine veränderte Stadt.

Von Nicole Graner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken
OK