Prozess in Memmingen:81-Jähriger wird bei Überfall gequält

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Für den Prozess sind bisher sechs weitere Verhandlungstermine geplant. Ein Urteil könnte demnach Mitte September fallen. (Foto: Uli Deck/dpa)

"Es gibt nichts, womit ich rechtfertigen kann, was ich gemacht habe": Der Angeklagte räumt seine Beteiligung an der Tat in Neu-Ulm ein, beschuldigt aber zwei bisher unbekannte Mittäter.

Zum Auftakt des Prozesses um einen brutalen Überfall auf einen schlafenden 81-Jährigen in Neu-Ulm hat der Angeklagte gestanden, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. "Ich bereue das sehr", sagte der 37-Jährige am Montag vor dem Landgericht Memmingen. "Es gibt nichts, womit ich rechtfertigen kann, was ich gemacht habe." Zuvor hatte sich der Angeklagte nach Angaben des Gerichts nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Für die Qualen des Opfers im Juli 2020 in dessen Haus machte er vor Gericht aber zwei bisher unbekannte Mittäter verantwortlich. Er habe sie aufgefordert, den Hausbesitzer nicht zu quälen. Ihm sei vorab zudem zugesagt worden, dass bei dem Einbruch niemand im Haus sein werde, sagte der Angeklagte. Er habe nur Tür und Tresor öffnen sollen. Die beiden Männer, die den schlafenden Senior überwältigt hatten, könne er anhand von Fotos identifizieren.

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Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft war der körperlich behinderte 81-Jährige bei dem Überfall in dessen Bett gefesselt, gewürgt und geschlagen worden. Zudem hätten ihn die Täter mit Whiskey überschüttet und gedroht, ihn anzuzünden, falls er das Versteck des Tresorschlüssels nicht verrate. Die Täter sollen den Mann auch mehrfach mit einer Nagelfeile gestochen haben. Da der 81-Jährige ihnen das Versteck nicht verraten habe, hätten es die Täter zunächst erfolglos mit einem Winkelschleifer versucht. Dabei sei mehrfach der Strom ausgefallen, sagte der Angeklagte vor Gericht. Auch der Rauchmelder sei ausgelöst worden.

Der Staatsanwaltschaft zufolge verließen die Täter erst nach gut zwei Stunden wieder das Haus. Dabei nahmen sie demnach Geld und Schmuck im Wert von rund 5500 Euro mit. Das Opfer habe später einen Nachbarn um Hilfe rufen können. Durch den Überfall habe der Mann unter anderem einen Rippenbruch und eine psychische Belastungsstörung erlitten.

Für den Prozess sind bisher sechs weitere Verhandlungstermine geplant. Ein Urteil könnte demnach Mitte September fallen. Bei einer Verurteilung wegen besonders schweren Raubes drohen dem 37-Jährigen nach Angaben des Gerichts mindestens fünf Jahre Haft.

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