Der König hätte sicher seine Freude daran gehabt: Anlässlich des diesjährigen 125. Todestages von König Ludwig II., wird er als Pionier des Stromzeitalters gefeiert - auf Schloss Linderhof, das dafür in völlig neuem Licht erstrahlte. Noch sind die großen Scheinwerfer aus. Noch sorgt die untergehende Abendsonne für die Lichteffekte am Schloss Linderhof.
Doch das sollte sich bald ändern. Am Mittwochabend wurde auf Schloss Linderhof der Pionierleistung von König Ludwig II. gedacht. Denn Bayerns Märchenkönig war nicht nur Fantast, sondern auch Pionier des Stromzeitalters.
Das Schloss Linderhof bei Oberammergau ist das kleinste der Schlösser von König Ludwig II. Es ist zudem das einzige, das noch zu seinen Lebzeiten vollendet wurde.
Auf dem Schloss hatte der Kini die Venusgrotte bereits 1878 mit Siemens Bogenlampen und Schuckert Dynamos elektrisch beleuchten lassen - also ein Jahr vor Edisons ersten Versuchen mit Glühlampen und vier Jahre vor der Errichtung der ersten Elektrizitätswerke.
Und so lud Siemens im König-Ludwig-Jahr auf das Schloss, um Linderhof in strahlende Farben zu tauchen - so, wie es wohl auch dem König gefallen hätte.
Man könne mit Fug und Recht sagen, dass das Zeitalter der nutzbaren Elektrizität in Linderhof seinen Anfang nahm, sagte Siemens-Vorstandschef Peter Löscher am Rande der Veranstaltung.
Auch das Finanzministerium als Hausherr in Linderhof schwärmte vom "königlichen Visionär". Ludwig sei ein Vorreiter in der Nutzung von Hochtechnologie gewesen.
Die Vorreiterrolle hätte dem König sicherlich gut gefallen. Im ersten elektrisch beleuchteten Gala-Schlitten fuhr er durch die Winterlandschaft, in der künstlichen Grotte von Schloss Linderhof ließ er eine bunte Lichtershow installieren. Die künstlich erzeugten Wellen verursachten indes den dort schwimmenden echten Schwänen Übelkeit.