Mitten in Immenstadt:Straffälliges Rind

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So ein Kuhkopf ist eine gewichtige Sache. Nun ist ein Freizeit-Rodler einem zu nahe gekommen. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Die Polizei ermittelt wegen des Unfalls auf einer Sommerrodelbahn. Der Mann, der mit einer Kuh zusammenstieß, nimmt seine Verletzungen erstaunlich gelassen.

Glosse von Florian Fuchs

Es hat in Bayern schon öfter Rinder gegeben, die einfach verschwinden und sich monatelang nicht wieder einfangen lassen. Im Allgäu ist vor Jahren die trächtige Kuh Regina spurlos von ihrer Weide verschwunden. Tage später entdeckte sie ein Wanderer unversehrt und glücklich in einem Erdloch. Ein Rind, das wegen einer Straftat flieht, ist allerdings neu.

Das Rind nämlich, das vor Tagen seinen Kopf in die Fahrbahn des Alpsee Coaster nahe Immenstadt gesteckt und deshalb einen Unfall provoziert hat, ist unerkannt entkommen. Alle Tiere auf der angrenzenden Weide sind augenscheinlich unverletzt, hat die Polizei mitgeteilt. Ob sich die Rinder gegenseitig ein Alibi geben, wollten die Ermittler nicht mitteilen. Es bleibt am Ende wohl auch egal, will doch der Mann, der sich bei dem Zusammenprall mit dem Kuhschädel das Schlüsselbein gebrochen hat, keine Anzeige erstatten, gegen wen auch immer: Betreiber der Sommerrodelbahn, Halter, Kühe. Die Polizei ermittelt trotzdem wegen fahrlässiger Körperverletzung.

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Der Schwäbischen hat der Geschädigte inzwischen mit erstaunlicher Gelassenheit mitgeteilt, wie genau es zu dem Unfall kam. "Wer bremst, verliert", rief er demnach beim Start noch seiner Familie zu, weshalb er aus der dritten Kehre heraus beschleunigte und mit Tempo 25 mit der rechten Schulter gegen den Kopf der Kuh stieß. Das Schlüsselbein brach allerdings auf der linken Seite, wohl durch den abrupten Stopp seines Gefährts, der ihn in den Gurt presste. Als sich der 53-Jährige aus dem Coaster rollte, landete er in einem Kuhfladen.

Das könnte darauf hindeuten, dass die Kuh den Streich von langer Hand geplant hat, der Geschädigte jedoch glaubt eher an einen Zufall. Die Identifizierung des Täters fällt ihm schwer: "Braun-weiß gefleckt und eher heller" hilft der Polizei nicht weiter. Die sehen ja alle gleich aus. Der 53-Jährige, sagt er, ist froh, dass er in das Tier gerauscht ist. Er ist stabiler gebaut. Seine Frau oder sein Sohn, die hinter ihm kamen, hätten vielleicht schlimmere Verletzungen davon getragen. Ob dem Rind noch immer der Schädel brummt, wird wohl nie ermittelt werden. Immerhin gelten Kühe als intelligent mit imposantem Langzeitgedächtnis: Falls der Unfall keinen Gedächtnisverlust provoziert hat, wird das Tier die Sommerrodelbahn künftig nur noch aus der Ferne beobachten.

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