Studie:Russische Bot-Offensive für Meinungsmache zu Ukraine-Krieg

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Auf dem offiziellen Profil der Plattform X auf dem Bildschirm eines Smartphones und auf dem Display eines Laptops ist der weiße Buchstabe X auf schwarzem Hintergrund zu sehen. (Foto: Monika Skolimowska/dpa/Archivbild)

Die Hinweise waren deutlich, nun ist es auch wissenschaftlich belegt: Pro-russische Beiträge auf Social Media wurden gezielt dazu genutzt, um nach dem Einmarsch in die Ukraine die öffentliche Meinung zum Krieg zu beeinflussen. Dabei spielen Bots eine große Rolle.

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München (dpa/lby) - Mit pro-russischen Beiträgen auf der früher als Twitter bekannten Online-Plattform X sollte einer empirischen Studie zufolge gezielt die Meinung im Ausland zum Angriffskrieg auf die Ukraine beeinflusst werden. Bestimmte Länder wurden dabei besonders adressiert, und Bots spielten bei der Verbreitung und Vervielfältigung der Propaganda-Posts eine wesentliche Rolle, wie die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München am Donnerstag mitteilte.

„Insgesamt deuten unsere Ergebnisse auf eine großangelegte russische Propagandakampagne in den sozialen Medien hin und verdeutlichen die neuen Bedrohungen für die Gesellschaft, die von ihr ausgehen“, bilanzierte LMU-Wissenschaftlerin Dominique Geißler. „Unsere Ergebnisse legen auch nahe, dass das Eindämmen von Bots eine wirksame Strategie zur Eindämmung solcher Kampagnen sein könnte.“

Geißler hatte mit einem Team von der LMU und der Universität Gießen fast 350.000 Twitter-Nachrichten mit pro-russischen Inhalten analysiert, die zwischen Februar 2022 - als Russland in die Ukraine einmarschierte - und Juli 2022 abgesetzt worden waren. Durch rund 251.000 Retweets erreichten diese Posts etwa 14,4 Millionen Nutzer.

Auffällig viele pro-russische Nachrichten wurden dabei an jenem Tag versandt, an dem die Generalversammlung der Vereinten Nation (UN) in einer Resolution mit großer Mehrheit die Invasion verurteilte. Dabei waren die Bots besonders in Ländern wie Indien und Südafrika aktiv, die sich bei einer vorangegangenen Resolution der Stimme enthalten hatten. Die Studienautoren schließen daraus, dass diese Länder gezielt von pro-russischen Bots adressiert wurden, um die Unterstützung für Sanktionen gegen Russland zu verringern und die Solidarität mit der Ukraine zu schwächen.

Auffallend sei auch, dass viele der Bots erst kurz vor der UN-Abstimmung erstellt wurden, „was auf eine absichtliche und geplante Manipulation der öffentlichen Meinung auf Twitter hinweist“. Insgesamt identifizierten die Wissenschaftler rund 20 Prozent der Verbreiter pro-russischer Nachrichten als Bots; darunter versteht man Computerprogramme, die in diesem Fall automatisiert die Handlungen von Menschen imitieren. Sie interagierten in stark vernetzten Retweet-Netzwerken und zielten auf eine möglichst breite Sichtbarkeit der Nachrichten ab, hieß es.

© dpa-infocom, dpa:230914-99-193072/4

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