Kooperation mit Kindergärten:Bayern will Lehrerstunden sparen

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Durch die Kooperation zwischen Kindergärten und Grundschulen soll den Kindern der Eintritt in die Schule erleichtert werden. (Foto: Patrick Seeger/dpa)

Die CSU will in einem weiteren Bildungsbereich sparen: Die Kooperation zwischen Kindergärten und Grundschulen soll um 45 Prozent gekürzt werden. Der Lehrerverband hält das für einen Skandal.

Von Tina Baier, München

Nachdem die Staatsregierung die versprochene Senkung der Kindergartengebühren auf Eis gelegt hat, will sie jetzt in einem weiteren Bildungsbereich sparen. Offenbar ist geplant, das Geld für die Kooperation von Kindergärten und Grundschulen um fast die Hälfte zu kürzen. "Im Rahmen der Verhandlungen zum Haushalt 2015/2016 zeichnet sich ab, dass für diese Maßnahme künftig weniger Ressourcen zur Verfügung stehen werden", heißt es in einem Schreiben des Kultusministeriums an die Schulabteilungen der Bezirksregierungen. "Es ist nach derzeitigem Stand davon auszugehen, dass die Zuweisung für das Schuljahr 2014/2015 für Maßnahmen der Intensivierung der Kooperation von Kindergarten und Grundschule aus dem Bildungsfinanzierungsgesetz im Vergleich zum Schuljahr 2013/2014 eine Kürzung um rund 45 Prozent beinhalten wird." In diesem Jahr sind für die Kooperation zwölf Millionen Euro vorgesehen.

Konkret geht es vor allem um eine zusätzliche Lehrerstunde pro Woche, die eine Lehrerin an jeder bayerischen Grundschule bekommen sollte, um mit den Kindergärten der Umgebung zusammenzuarbeiten. In dieser Zeit wird beispielsweise der "Schnupperunterricht" vorbereitet: Vorschulkinder aus dem Kindergarten gehen einen Vormittag in die Schule. Danach können sie besser einschätzen, was in der Schule auf sie zukommt. Vielen erleichtert diese Erfahrung den Übergang vom Kindergarten in die erste Klasse. Im Idealfall besprechen die Lehrerinnen nach dem Schulbesuch mit den Erzieherinnen, wie die Kinder zurechtgekommen sind. Die Erzieherinnen können dann die Kinder noch besser auf den Schulanfang vorbereiten.

Bildungsausgaben als Manövriermasse

"Einige, aber noch längst nicht alle Grundschulen in Bayern haben die zusätzliche Stunde pro Woche bekommen", sagt Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV). Vor der Landtagswahl habe die Staatsregierung versprochen, die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Kindergärten zu intensivieren. "Der angekündigte Einschnitt wäre aus Sicht des BLLV ein Skandal", schreibt Wenzel an Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU), Finanzminister Markus Söder (CSU) und alle Fraktionschefs. "Er würde den Verdacht erhärten, dass Bildungsausgaben ganz wesentlich als politische Manövriermasse angesehen werden."

Simone Strohmayr, Fraktionsvize der SPD, findet die geplanten Kürzungen "absolut unmöglich". Die Kooperation zwischen Kindergarten und Schule müsse weiter ausgebaut werden. Nach Strohmayrs Einschätzung stellen immer mehr Eltern ihre Kinder vom Schulbesuch zurück. Sie seien sich nicht sicher, dass ihre Kinder den Anforderungen gewachsen sind. "Das zeigt doch, dass die Eltern verunsichert sind und eigentlich mehr Unterstützung bräuchten", sagt die SPD-Fraktionsvize.

"Minister Spaenle führt sein eigenes Credo, die Übergänge zwischen den Bildungssystemen zu optimieren, ad absurdum und macht sich damit unglaubwürdig", sagt Thomas Gehring, Bildungssprecher der Grünen. Aus dem Kultusministerium heißt es, der Brief an die Bezirksregierungen sei eine "Vorsorgemaßnahme" gewesen, damit die Schulämter die Stunden, die zur Diskussion stehen, nicht schon jetzt verplanen. "Wir sind aber optimistisch, dass wir den Status quo stabil halten können."

© SZ vom 30.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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