Kabinett - München:Pooltests an allen Grundschulen bis Ende kommender Woche

Bayern
Ein Arzt hält einen Tupfer, mit dem ein Abstrich für einen Coronatest gemacht wird. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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München (dpa/lby) - Nach einigen Startschwierigkeiten und viel Kritik soll es nun bis spätestens Ende kommender Woche an allen Grund- und Förderschulen in Bayern die neuen PCR-Pooltests geben. Das sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) nach einer Kabinettssitzung am Dienstag in München. Bis Dienstagmittag waren die neuen Tests laut Ministerium an 39 Prozent der Schulen etabliert. Das wachse jetzt Tag für Tag weiter auf, betonte der Minister. Sowohl Ministerpräsident Markus Söder (CSU) als auch Piazolo sprachen unter dem Strich von einem weitgehend reibungslosen Schulstart - die Schule hatte nach den Ferien am Dienstag vergangener Woche wieder begonnen.

Piazolo wies die teils laute Kritik aus Bildungsverbänden und Opposition an der Test-Umstellung an den Grundschulen zurück. Lehrerverbände hatten eine zu kurzfristige Umstellung kritisiert, die Landtags-SPD forderte am Dienstag gar den Rücktritt des Ministers.

Piazolo sagte, dass es bei der Umstellung auf neue Verfahren ruckeln könne und dass es zu "gewissen Aufregungen" komme, sei verständlich. Es sei nun einmal eine organisatorische Herausforderung: Für die neuen Pooltests braucht es Einverständniserklärungen aller Eltern. Das sei eine große Anstrengung - aber man müsse diese nur einmal machen, dann seien die Daten eingegeben, dann laufe auch alles.

Für die neuen PCR-Tests, die im Labor ausgewertet werden und die als genauer gelten als die bisherigen Schnelltests, sollen die Kinder an zwei Tupfern lutschen. Zunächst werden die Proben von allen in einem größeren Röhrchen gesammelt und gemeinsam - also als Pool - untersucht. Findet sich ein Hinweis auf eine Infektion in einer Klasse, werden die zweiten Proben der Kinder einzeln analysiert.

Söder und Piazolo berichteten indes, dass die Ausstattung von Schulen und Kindertagesstätten mit Luftreinigern weiterhin nur schleppend vorangehe. Von den zur Verfügung gestellten Mitteln des Freistaats für die Anschaffung seien an den Schulen bisher 18 Prozent abgerufen worden, an den Kitas seien es nur 1,6 Prozent. "Wir hoffen sehr, dass insbesondere die nächsten Wochen, wenn es Herbst und Winter wird, da noch mal eine Verstärkung stattfindet", sagte der Ministerpräsident.

SPD-Fraktionsvize Margit Wild kritisierte, das Ministerium lasse die Schulen und Lehrkräfte im Stich. Der Fehlstart der Pooltests sei nach dem fehlerhaften Programm Mebis und der Ausstattung mit Luftfiltern jetzt die dritte große Panne des Ministers. "Minister Piazolo sollte sich überlegen, ob er das Ministerium noch gut führen kann."

Durch die Corona-Tests in den Schulen sind möglicherweise deutlich mehr Infektionen bei Kindern und Jugendlichen entdeckt worden. Dies lassen die Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) vermuten. Demnach ist die Inzidenz in der Altersgruppe der 6- bis 15-Jährigen in der zurückliegenden Woche deutlich gestiegen, während bei fast allen anderen Altersgruppen die Sieben-Tage-Inzidenz rückläufig war. Auch das Gesundheitsministerium in München schließt nicht aus, dass der Anstieg der Fallzahlen mit den nach den Ferien wieder begonnenen Schultests, bei denen zuvor unentdeckte Infektionen mit mildem Verlauf auffielen, zusammenhängt.

In der Gruppe der 6 bis 11 Jahre alten Kinder gab es in der ersten Schulwoche einen Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz von 149 auf 191. Und bei den 12- bis 15-Jährigen stieg die Inzidenz von 175 auf 202.

© dpa-infocom, dpa:210921-99-300747/3

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