Seit über einem Jahr geben die Ermittlungen zu dem tot in der Donau aufgefundenen Jungen den Fahndern der Polizeiinspektion Ingolstadt Rätsel auf. Neue Ermittlungserfolge könnte nun eine Zusammenarbeit mit der internationalen kriminalpolizeilichen Organisation Interpol bringen. Die polizeiliche Kooperation des Freistaates mit Interpol sowie das 100-jährige Bestehen der Organisation wurden nun mit einem Festakt im bayerischen Innenministerium gefeiert. Auch der Fall "Fluvius" war Thema bei der Veranstaltung.
Im Mai vergangenen Jahres entdeckte ein Kanufahrer in der Donau bei Großmehring, östlich von Ingolstadt, einen toten Jungen, erinnert sich Kriminalhauptkommissar Michael Eiglsperger an den Fund des Kindes. In Plastik eingewickelt und mit einem Pflasterstein am Fuß sei das Kind im Fluss versenkt worden. Die Ermittler gehen von einem Gewaltverbrechen aus und versuchen seitdem vergebens, die Identität des Jungen ausfindig zu machen.
Bekannt ist lediglich, dass es sich bei dem Leichnam um einen zwischen fünf und sechs Jahre alten Jungen handelt, der etwa 1,10 Meter groß und ungefähr 15 Kilo schwer ist. Die Ermittler konnten außerdem feststellen, dass der Junge die Blutgruppe 0 besitzt. Trotz intensiver Ermittlungen sei die Identität des Jungen jedoch weiter ungeklärt, berichtet Eiglsperger.
Neue Erkenntnisse erhofft sich die "Ermittlungsgruppe Fluvius" nun von der Zusammenarbeit des Landeskriminalamtes mit der zwischenstaatlichen Organisation Interpol, berichtet der Kriminalhauptkommissar. Mithilfe einer Gesichtsrekonstruktion des toten Jungen werde nun zusätzlich zu den nationalen und regionalen Ermittlungen auch international nach der Identität des Jungen gefahndet. Auf Anfrage der deutschen Behörden sei ein Aufruf an die Interpol-Mitgliedsstaaten verschickt worden, um Informationen zur Identifizierung des toten Jungen zu bekommen.
Gemeinsame Fahndungen des Freistaats und Interpol führten in der Vergangenheit bereits häufiger zu Erfolgen. Die bayerische Polizei profitiert von Interpol beispielsweise über den Zugriff auf die internationale Sachfahndungsdatenbank. Dort sind 116 Millionen Datensätze von verlorenen, gestohlenen oder ungültig erklärten Pässen und Ausweispapieren gespeichert, auf die Beamte bei der Fahndung nach Vermissten oder flüchtigen Straftätern zugreifen können. Innenminister Joachim Herrmann ist daher "fest entschlossen, die Zusammenarbeit mit Interpol weiter zu vertiefen".
Auch im Fall "Fluvius" soll die Kooperation mit Interpol den Durchbruch bei den Ermittlungen bringen. Trotz einer Suche durch das Bundeskriminalamt mit Anzeigen auf Infobildschirmen und einem Beitrag in der ZDF-Fernsehsendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" hatten die Ermittler auch mehr als ein Jahr nach dem Fund der Leiche keinen Durchbruch vermelden können. Man werde alle Kapazitäten der Behörde einsetzen, um den Jungen zu identifizieren, sagte Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock. Wer glaube, dass der Junge ein Familienmitglied gewesen sein könnte, könne über nationale Polizeibehörden und Interpol einen DNA-Verwandtschaftsabgleich vornehmen lassen.