Gymnasialreform:Das G 8 bleibt die Regel

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Am achtjährigen Gymnasium will Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) nicht rütteln. Bei Nachfrage soll es aber künftig auch G-9-Klassen geben.

Von Tina Baier und Mike Szymanski, München

  • Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hat die Eckdaten seiner Gymnasialreform vorgestellt: Er plant eine flexible Mittelstufe. Jede Schle kann entscheiden, ob sie dieses Modell einführen will.
  • Das achtjährige Gymnasium soll aber die Regel bleiben - das kritisieren Vertreter der Opposition.

Spaenle plant flexible Mittelstufe - aber nicht flächendeckend

Immer deutlicher zeichnet sich ab, wie die Reform des achtjährigen Gymnasiums (G 8) aussehen wird. Am Freitag bestätigte Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU), dass eine "flexible Mittelstufe" geplant ist: Schüler der siebten Klasse können sich entscheiden, ob sie den Stoff der achten, neunten und zehnten Klasse in drei oder in vier Jahren lernen wollen. "Ob und wann" die flexible Mittelstufe eingeführt wird, will Spaenle aber jeder einzelnen Schule überlassen. Er gehe davon aus, dass - dort wo es angeboten wird - etwa ein Viertel der Gymnasiasten von dieser Möglichkeit Gebrauch machen werde, sagte Spaenle am Freitag auf der Pressekonferenz zum Schuljahresanfang.

"Bayernweite Festlegungen wird es nicht geben", sagte auch CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer. Anders als Spaenle rechnet er nur mit "ganz wenigen" Schülern, die sich für eine vierjährige Mittelstufe entscheiden und damit neun Jahre bis zum Abitur brauchen. Für jene Schüler, die den längeren Weg wählen, werde ein eigener Lernplan erstellt, sagte Kreuzer. Sie würden im Klassenverband unterrichtet. Faktisch handelt es sich dabei um einen G-9-Zug. Auf die Frage, wie kleine Schulen auf dem Land damit umgehen sollten, wenn nur wenige Schüler Interesse hätten, sagte Kreuzer: Auch für die müsse mehr Zeit zum Lernen möglich sein. Eventuell müssten sie aber an eine Nachbarschule wechseln. Das Regelangebot bleibe das G 8. "Wenn da eine Neun steht, ist das ein Kas", sagte Spaenle. "Wer so vorgeht, ist retro." SPD, Grüne und Freie Wähler sowie der bayerische Philologenverband fordern eine neunjährige Gymnasialzeit.

Die Reform hat vier Säulen

Die Dauer der Gymnasialzeit ist für die CSU aber nur eine von "vier Säulen" der Reform. Genauso wichtig seien pädagogische Neuerungen, die Reform des Lehrplans sowie der Ausbau von Ganztagsgymnasien. Zu den pädagogischen Reformen gehören auch "veränderte Formen der Leistungsbewertung", die Spaenle am Freitag konkretisierte: Wichtig sei eine Trennung von Prüfungs- und Lernzeiten. Exen sollten vermieden werden. Nachgedacht werde auch darüber, statt der Schulaufgaben mehrere kleine angesagte Prüfungen anzusetzen. Eine andere Möglichkeit wäre es, Halbjahresprüfungen anzusetzen und diese durch kleine Leistungsnachweise wie etwa Referate zu ergänzen, für die sich die Schüler freiwillig melden können.

Kritik von der Opposition

Martin Güll (SPD), Vorsitzender des Bildungsausschusses, kritisierte die Pläne für eine flexible Mittelstufe scharf: "Das bedeutet, dass nur in Bayern Schüler nach der elften Jahrgangsstufe die Mittlere Reife bekommen und erst nach 14 Jahren an der FOS ihr Abitur machen können!" Das zweigleisige Angebot "stellt die Schulen vor enorme organisatorische Herausforderungen und erhöht den Bedarf an Lehrkräften erheblich", sagte Thomas Gehring, Bildungssprecher der Grünen. Die haushaltspolitische Sprecherin Claudia Stamm (Grüne) ergänzte: "Die Staatsregierung tut sich schon jetzt schwer, den Lehrerbedarf zu decken. Wie sollen dann erst im erforderlichen Umfang neue Planstellen geschaffen werden?"

© SZ vom 13.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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