Gesundheit:Wer Landarzt werden will, soll leichter einen Studienplatz bekommen

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Mit einer Quote will Bayern Mediziner in ländliche Regionen locken.

Von Dietrich Mittler, München

Bayern will als eines der ersten Bundesländer eine "Landarztquote" einführen, um so die medizinische Versorgung durch Hausärzte auch im ländlichen Bereich zu sichern. Bis zu fünf Prozent aller Medizinstudienplätze sollen in diesem Sinne künftig "für Studierende vorgehalten werden, die sich verpflichten, später als Hausarzt in Regionen zu arbeiten, die bereits unterversorgt sind oder von Unterversorgung bedroht sind", teilte Gesundheitsministerin Melanie Huml am Wochenende mit. "Nach Köpfen haben wir durchaus genug Ärzte in Bayern. Wir stellen aber fest, dass sich diese Ärzte nicht immer dort befinden, wo die Patienten sie benötigen", sagte Huml.

Auch gebe es noch nicht genug Allgemeinmediziner - und so sei "eine flächendeckende und bürgernahe gute ärztliche Versorgung nicht zu machen, schon gar nicht in einem Flächenstaat wie Bayern". Daher gelte es, weitere Anreize zu schaffen. Einer davon sei die sogenannte Landarztquote, für die Berlin durch die Verabschiedung eines "Masterplans Medizinstudium 2020" gerade erst den Weg geebnet hat.

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Er ist der Nachfolger seines eigenen Nachfolgers: Hausarzt Gottfried Hagitte ging 1999 in Rente. Jetzt ist er 83 und praktiziert wieder - denn kein junger Arzt will in der Rhön in die Praxis einsteigen.

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Während die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland umgehend die Einführung einer Landarztquote als "unverhältnismäßige Einschränkung der beruflichen Wahlmöglichkeiten", abkanzelte, begrüßte der Bayerische Hausärzteverband Humls Initiative als einen von mehreren Bausteinen, "um die hausärztliche Versorgung auf dem Land auch in Zukunft sicherzustellen". Auf dem Bayerischen Hausärztetag in Unterschleißheim bei München appellierte Vorsitzender Dieter Geis eindringlich an die Staatsregierung sowie an die Verantwortlichen in Berlin, in ihren Bemühungen nicht nachzulassen.

Zwar zeigten die bayerischen Förderprogramme - so etwa Stipendien für jene Medizinstudierende, die sich verpflichten, im ländlichen Raum tätig zu werden - durchaus Erfolge, dennoch müssten laut Geis deutlich mehr angehende Mediziner für den Hausarztberuf gewonnen werden. "Wir bilden generell noch zu wenige junge Ärzte aus", sagte er. Das gelte aber "vor allem in der Allgemeinmedizin, die die Hauptlast der qualifizierten medizinischen Basis-Versorgung" trage.

Immer weniger Ärzte, so sind sich Bayerns Hausärzte sicher, "müssen künftig immer mehr alte Menschen versorgen". Fatal seien Überlegungen, die laut Geis derzeit in den Köpfen einiger Gesundheitspolitiker herumspukten. Es werde damit "geliebäugelt", in Form eines sogenannten Physician Assistent mit Bachelor-Abschluss "einen Billighausarzt zu etablieren". "Das ist von unserer Seite strikt abzulehnen", sagte Geis. Für einen "halbausgebildeten Dr. Light", dem ohnehin nur Hilfstätigkeiten übertragen werden könnten, gebe es keinen Bedarf. Sein mögliches Tätigkeitsfeld werde längst durch qualifizierte Versorgungsassistentinnen abgedeckt.

Eine Absage erteilte der Hausärzteverband auch Plänen, künftig Fachärzte für Geriatrie zu etablieren. Die Versorgung kranker alter Menschen werde bereits durch Hausärzte garantiert. "Es gibt nichts, was ein Facharzt für Geriatrie uns Fachärzten für Allgemeinmedizin voraus haben könnte, zumal die Geriatrie bei der Weiterbildung von Hausärzten einen breiten Raum einnimmt", hieß es. "Fachärzte für Geriatrie würden sich - wenn sie denn kämen - wohl kaum auf dem flachen Land niederlassen", glaubt Geis.

Statt solchen "Kopfgeburten" Raum zu lassen, sollten die politisch Verantwortlichen lieber dafür sorgen, dass Hausärzte wie bereits in den meisten anderen europäischen Staaten auch in Deutschland für alle Patienten verpflichtend zur ersten Anlaufstelle werden. Da den meisten Politikern "dazu der Mut" fehle, sollten sie nach Auffassung von Verbandschef Geis zumindest für Patienten Anreize schaffen, auch ohne Zwang auf ihre freie Arztwahl zu verzichten. "Ein solcher Anreiz könnte die Befreiung von Medikamentenzuzahlungen sein", sagte Geis.

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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