Am 28. Mai 1945, 20 Tage nach dem Kriegsende, regierte im furchtbar zerstörten Bayern bereits wieder ein Ministerpräsident. Nach dem Sieg der alliierten Streitkräfte über Nazi-Deutschland wurde das Land in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Bayern gehörte zur amerikanischen Zone und bestand fortan weiter in seinem alten, nahezu unveränderten Hoheitsgebiet. Aber die Lebensverhältnisse waren desolat, der Wiederaufbau musste rasch in die Wege geleitet werden. "Zumindest waren wir froh, dass endlich der Luftkrieg zu Ende war", sagte Bernhard Ücker (1921-2015), der als einer der ersten Korrespondenten für den Sender Radio München über das frühe Nachkriegsbayern berichtete. Radio München war auch das Medium, mit dem sich Fritz Schäffer, der erste Ministerpräsident, an die Bevölkerung wandte. Die amerikanische Besatzungsbehörde hatte ihn zum "Temporary Minister-Präsident for Bavaria" ernannt, ohne ihn zu fragen oder um seine Einwilligung zu bitten. Der Münchner Kardinal Michael Faulhaber hatte Schäffer, den letzten Vorsitzenden der aufgelösten Bayerischen Volkspartei, als Ministerpräsident vorgeschlagen. Schäffer blieb nichts anderes übrig, als auf Weisung der Amerikaner eine provisorische Regierung zu bilden. Ihr gehörten der frühere Regensburger Oberbürgermeister Otto Hipp (Kultus) und der Ministerialdirektor Karl August Fischer (Inneres) an. Schäffer selbst übernahm zusätzlich das Finanzressort. Er erklärte, die von ihm ausgewählten Männer seien offene Gegner des nationalsozialistischen Systems gewesen. "Viele haben in politischer Haft und in Konzentrationslagern gelitten."
Geschichte:"Bayern weist den Weg"
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Vor 75 Jahren hielt Fritz Schäffer seine Regierungserklärung. Über die Erneuerung des staatlich-politischen Lebens in Bayern und das Betätigungsverbot gegen den ersten bayerischen Ministerpräsidenten nach dem Krieg.
Von Hans Kratzer
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