Gesundheit in Bayern:Nur 101 Menschen haben in diesem Jahr nach dem Tod Organe gespendet

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Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Die Zahl der Organspender in Bayern ist viel zu niedrig. Die neue Gesundheitsministerin Gerlach wirbt deshalb für einen Ausweis - und spricht sich für eine Reform des Systems aus.

In Bayern gibt es trotz einer langen Warteliste von Patienten weiterhin viel zu wenige Organspender. "Konkret gab es in Bayern von Januar bis einschließlich Oktober 2023 nach Erkenntnissen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) 101 postmortale Organspender. Im Jahr zuvor waren es im gleichen Zeitraum 100", sagte die neue Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) am Donnerstag in München. In Deutschland warten derzeit mehr als 8400 Menschen auf ein Spenderorgan - davon in Bayern mehr als 1100.

"Es ist bedrückend, dass die Diskrepanz zwischen den Spendern und den Menschen, die auf ein Spenderorgan warten, nach wie vor so groß ist", betonte Gerlach, die nach eigenen Angaben einen Organspendeausweis hat. Deutschlandweit zeige sich nur ein sehr geringer Anstieg an Organspenden. "Wir müssen deshalb deutlich mehr Menschen dafür gewinnen, sich für einen Organspendeausweis zu entscheiden und damit Leben zu retten."

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Nach Angaben der DSO ist die Zahl der Organspenden nach dem Tod eines Menschen im Vergleich zu den Vorjahren in Deutschland zwar leicht gestiegen. Doch die Differenz zwischen den Spendern und den benötigten Organen ist nach wie vor groß. Während es in den ersten zehn Monaten 2022 noch 710 Organspender gab, sind es in diesem Jahr bisher 788. "Es ist mein Ziel, dass sich mehr Menschen mit dem Thema Organspende auseinandersetzen. Denn die meisten Bürgerinnen und Bürger stehen der Organ- und Gewebespende grundsätzlich positiv gegenüber - das ist ein wichtiges Signal und zeigt das enorme Potenzial bei der Organspende", sagte Gerlach.

Jedoch hätten laut einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nur 44 Prozent einen Organspendeausweis oder eine entsprechende Patientenverfügung. "Wer zu Lebzeiten selbst für Klarheit sorgt, nimmt seinen Angehörigen die Last einer Entscheidung in schweren Stunden."

"Ich bin für die Widerspruchslösung"

Wegen der seit Jahren extrem niedrigen Zahl an Organspendern diskutiert die Politik schon lange über eine Umkehr des Systems hin zur sogenannten Widerspruchslösung. Hier kann jeder Bürger nach dem Tod Organspender werden, wenn er es nicht ausdrücklich abgelehnt hat. Aktuell ist in Deutschland aber eine Zustimmung nötig - durch den Patienten selbst per Organspendeausweis oder die Angehörigen. In Ländern mit der Widerspruchslösung - etwa in Spanien - ist die Zahl der Organspender deutlich höher.

"Ich bin für die Widerspruchslösung. Denn sie bietet die Chance, dass mehr Menschen ein lebensrettendes Spenderorgan bekommen", sagte Gerlach auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur in München. Organspende wäre dann der Normalfall und nicht mehr der Sonderfall bei ausdrücklicher Zustimmung. "Und klar ist: Wir brauchen mehr Spender."

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