Fußball:Streit zwischen Würzburger Kickers und Stadion-Nachbarn spitzt sich zu

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Die Würzburger Kickers würden gerne in ihrem Stadion gegen Werder Bremen zum DFB-Pokalspiel antreten. Doch das würde die Nachtruhe stören. (Foto: Nicolas Armer/dpa)
  • Einige Nachbarn, die gegen den Verein vor Gericht gezogen sind, fühlen sich bedroht, seit auf einer Fan-Seite im Internet ihre Namen veröffentlicht wurden.
  • Das DFB-Pokalspiel gegen Werder Bremen am 12. August darf aus Lärmschutzgründen nicht in Würzburg ausgetragen werden.

Von Claudia Henzler, Würzburg

Eigentlich ist das Problem so gut wie gelöst: Der Würzburger Profifußball, der erst vor zwei Jahren den Aufstieg aus der Regionalliga geschafft hat, und den einige Nachbarn für eine schlimme Lärm- und Flutlichtbelästigung halten, wird den jetzigen Standort am Dallenberg im Südwesten der Stadt verlassen.

Der Verein hat vor einigen Monaten angekündigt, an einer anderen Stelle ein neues Stadion zu bauen. Bis zum Umzug werden aber noch ein paar Jahre vergehen, ein Standort wird erst gesucht. Inzwischen gibt es noch mal richtig Ärger um die alte Spielstätte.

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So hat sich die Stadt eine schwere Rüge von der Regierung von Unterfranken eingehandelt. Denn die Stadtverwaltung hatte in der vergangenen Saison toleriert, dass die Kapazität auf 13 000 Zuschauer ausgebaut wurde, obwohl das Genehmigungsverfahren nicht abgeschlossen war. Der Verein spielte damals in der Zweiten Liga und brauchte den Platz. In einem Brief wies die Aufsichtsbehörde darauf hin, dass der aktuelle Zustand nicht genehmigt ist.

Das war Anfang Juli. Plötzlich stand der Spielbetrieb in Frage und das erste Heimspiel der Saison in der Dritten Liga am 30. Juli ins Haus. Der Würzburger Stadtrat schaffte es gerade noch rechtzeitig, das Problem in den Griff zu bekommen. Da der Verein abgestiegen ist, konnte er am 27. Juli beschließen: Ein Block wird gesperrt und die Kapazität des Stadions auf 10 006 Besucher beschränkt - diese Größe ist für den Drittligabetrieb notwendig.

Anlass für die Rüge war eine Aufsichtsbeschwerde von Nachbarn. Doch nicht nur deshalb ist der Dauerstreit zwischen den Würzburger Kickers und den Stadion-Nachbarn eskaliert. Der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war das DFB-Pokalspiel am 12. August. Es darf aus Lärmschutzgründen nicht in Würzburg ausgetragen werden, die Kickers müssen im 100 Kilometer entfernten Offenbach gegen Werder Bremen antreten.

Denn die Stadt kann aus Rücksicht auf die Nachtruhe nur Spiele genehmigen, die spätestens um 19.30 Uhr angepfiffen werden. Und der Deutsche Fußballbund (DFB) war nicht bereit, die für 20.45 Uhr geplante Begegnung zu verlegen.

Einige Nachbarn, die gegen den Verein vor Gericht gezogen sind, fühlen sich bedroht, seit auf einer Fan-Seite im Internet ihre Namen veröffentlicht wurden. Deshalb schickt die Polizei jetzt mehr Einsatzkräfte. "Aufgrund einer gewissen medialen Eskalation der Situation und der Tatsache, dass sich einzelne Anwohner auch an die Polizei gewandt hatten, führen wir derzeit eine verstärkte Bestreifung des Wohngebiets am Dallenberg durch, um Sachbeschädigungen oder andere Straftaten zu verhindern", bestätigt ein Sprecher der Polizeiinspektion.

Kickers-Präsident Daniel Sauer schürt den Ärger

Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt sah sich in der Stadtratssitzung vom 27. Juli veranlasst, die Fans zur Zurückhaltung aufzufordern. Beim Heimspiel am 30. Juli war der Ärger aber weder zu überhören noch zu übersehen. Zuschauer stimmten Schmähgesänge an und hielten Transparente in die Höhe, auf denen sie die Spießigkeit der Nachbarn, aber auch die Entscheidung des DFB kritisierten.

Der Verein schürt den Ärger. "Hier in Würzburg schaffen es ein paar wenige, ganz vielen Fußball-Interessierten aus allen Bevölkerungsschichten und jeden Alters eine lange Nase zu zeigen!", kommentierte Kickers-Präsident Daniel Sauer die Verlegung. Am Freitag legte die Vereinszeitung 1907 nach: "Den Klägern geht es nur um eines: Geld!", überschrieb sie den Bericht, in dem es heißt, die Anwohner würden pro Heimspiel Ausgleichszahlungen fordern.

Ein Dutzend Bewohner des Dallenbergs hatte schon 2015 gegen den Ausbau auf 10 006 Plätze und eine neue Flutlichtanlage geklagt. Anfang 2016 kassierten sie eine Niederlage, gingen aber in Berufung. Derzeit sind die Klagen vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof anhängig. Die Stadt orientiert sich dennoch an dem Urteil von 2016.

© SZ vom 08.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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