Franken:Briefkasten am Grabstein

Sie haben Post: Der Briefkasten am Grabstein im fränkischen Gerolzhofen wirft Fragen auf. (Foto: privat)

Sieht so etwa der ultimative Nachsendeantrag aus? Warum ein Friedhofsnutzer im fränkischen Gerolzhofen einen Metallkasten angebaut hat.

Kolumne von Olaf Przybilla

Man soll ja Tatsachen sprechen lassen, und der objektive Sachverhalt im fränkischen Gerolzhofen ist folgender: Ein Friedhofsnutzer, im Jargon der Branche Grabnutzungsberechtigter genannt, hat einen Briefkasten am Grabstein anbringen lassen.

Und weil die Gedanken frei sind, werden nun allerlei Überlegungen angestellt, zu welchem Zweck das geschehen sein mag: Handelt es sich um den ultimativen Nachsendeantrag? Kann da jemand, der wirklich immer erreichbar sein will, gar nicht genug Vorsorge treffen? Oder handelt es sich um einen stillen Protest gegen die digitale, die vergängliche Welt? Andererseits: "Sie haben Post" ist ja einer dieser Sätze aus der neuen Zeit, und früher, als man noch klassische SMS schrieb, drängte sich immer so ein Symbolbriefkästchen aufs Display.

Womöglich ist es Kunst? Eine Installation zum Symposium "Der Topos der Vergänglichkeit im Zeichen neuer und alter Gewissheiten"? Wer will das wirklich wissen? Jutta Martinelli von der Friedhofsverwaltung Gerolzhofen weiß es auch nicht.

Aber sie hat eine Vermutung: Womöglich hänge das mit der Entfernung ausgefranster Thuja-Hecken zusammen. Seit stattdessen Rollrasen den Friedhof ziere, könne man die Gartenkleingeräte nirgends mehr verstecken. Und da sei wohl einer auf die Idee gekommen, eine Art Kleintresor am Grabstein anzubringen.

Martinelli will nun das Gespräch mit dem Grabnutzungsberechtigten suchen. Weil praktisch ist das ja schon, und so darf man den Nutzer vorläufig zum Helden der Woche ausrufen. Andererseits: Wenn's jeder so machen würd'? Optisch wär das schwierig, findet sie.

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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