Donau-Isar-Express:Fahrgäste müssen draußen bleiben

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Obwohl es der einzige Zug ist, der wegen einer Baustelle zwischen Passau und München direkt verkehrt, setzt die Bahn nur einen Kurzzug ein - das führt an einigen Stationen zu Tumulten.

Von Magdalena Hechtel, München

Der Maulwurf mit dem Bauarbeiterhelm ist für Zugreisende ein schlechtes Omen. Er erscheint immer dann auf Aushängen der Deutschen Bahn, wenn Bauarbeiten geplant sind. Für die Fahrgäste sind Bahnbaustellen gleichbedeutend mit drückender Enge und Verspätungen. Aktuelles Beispiel dafür ist eine Fahrt des Donau-Isar-Expresses von Passau nach München am Sonntag.

Wegen Bauarbeiten zwischen Landshut und Moosburg war der Zug um 13.16 Uhr die einzige durchgängige Verbindung am Sonntagnachmittag, bei allen anderen mussten die Fahrgäste in Ersatzbusse umsteigen. Am letzten Pfingstferientag hatten ziemlich viele Reisende den 13.16-Uhr-Zug ausgewählt, nicht wenige hatten wegen des sonnigen Wetters Fahrräder dabei. Obwohl dies eigentlich hätte vorhersehbar sein müssen, hatte die Bahn nur ein Zugelement abgestellt - viel zu wenig.

Ein Fahrgast berichtet, dass nicht einmal am Startbahnhof in Passau alle Fahrradfahrer den gewünschten Zug nehmen konnten. An den Bahnhöfen entlang der Strecke seien Reisende abgewiesen worden - auch solche ohne Fahrrad. In Freising habe die Zugbegleiterin sogar mit der Polizei gedroht, als zwei Radler versuchten, sich Zutritt zu verschaffen. Diejenigen, die sich erfolgreich in den Zug gequetscht hatten, mussten Enge und Hitze ertragen.

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Doch wie kommt es zu solchen chaotischen Zuständen? Seit Pfingstmontag erneuert die Bahn auf einer fünf Kilometer langen Strecke zwischen Landshut und Moosburg die Gleise, für etwa sechs Millionen Euro. "Wir investieren viel", sagt ein Bahnsprecher. Die Reisenden investieren auch - ihre Zeit. Noch bis zum kommenden Freitag ist der Streckenabschnitt nur eingleisig befahrbar, was den Fahrplan zwischen München und Passau gehörig durcheinanderwirbelt.

Von Samstag an sollen die Züge wieder normal fahren

Nur einzelne Züge des Donau-Isar-Expresses fahren die gesamte Strecke, ansonsten enden aus Passau kommende Züge in Landshut, aus Richtung München ist in Freising Schluss. Stattdessen werden die beiden Städte durch Busse verbunden. Sie ersetzen gleichzeitig die Regionalbahnen, die während der Baustellenzeit überhaupt nicht fahren. Durch den Schienenersatzverkehr verlängert sich die Fahrtzeit für Reisende um etwa eine Stunde, was die wenigen durchgehenden Verbindungen umso beliebter macht.

Von dem Fall vom Wochenende hat Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn bislang noch nichts gehört. Überrascht ist er allerdings nicht, denn schon seit Beginn der Bauarbeiten melden sich ungewöhnlich viele Fahrgäste. Die Gründe dafür liegen für Barth auf der Hand. Die von der Bahn herausgegebenen Informationen sind unübersichtlich und verwirrend. Hinzu kommt, dass das Konzept der Bahn nicht aufgeht.

Es sieht etwa vor, dass Züge aus München in Freising wenden. "Das geht am Bahnhof dort aber nicht so einfach", sagt Barth. Verständnis für diese Schwierigkeiten hat er nicht: "Es ist ja nicht das erste Mal, dass es eine Gleisbaustelle gibt." Erneuerung sei wünschenswert und notwendig, dennoch sollten die Auswirkungen für die Fahrgäste so gering wie möglich gehalten werden. Dies sei zwischen München und Passau nicht der Fall.

Die Bahn selbst zeigt sich reumütig. Weil der Baustellenabschnitt nur eingleisig befahrbar ist, "sind die Züge nicht da, wo wir sie gerne hätten", sagt ein Sprecher. Bislang seien über die Verbindung am Sonntag keine Beschwerden laut geworden. Der Sprecher gibt aber zu, dass es ein "vermindertes Platzangebot" gegeben habe. Normalerweise stünden "zwei Zugeinheiten" zur Verfügung, am Sonntag fuhr jedoch nur ein Element. "Wir können uns nur bei den Reisenden entschuldigen und um Verständnis bitten", sagt der Sprecher.

Immerhin ist ein Ende in Sicht: Von Samstag an sollen die Züge wieder normal fahren.

© SZ vom 31.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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