Deutsche Bahn:Schelte für die Bahn

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Auf die Konkurrenz der Fernbusse habe die Bahn zu spät reagiert, sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (links). (Foto: Bernd Von Jutrczenka/dpa)

Fernbusse, Verspätungen, zu wenig Investitionen: Es war kein leichtes Jahr für die Deutsche Bahn. Nun kritisiert der Bund auch noch die Konzernführung.

Von Markus Balser, Berlin

Bahnchef Rüdiger Grube kann nicht mit einem schnellen Beschluss über die von ihm geplanten Börsengänge von Bahntöchtern rechnen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) zufolge soll der Konzern in den nächsten Wochen zunächst ein Konzept für die Zukunft des Auslandsgeschäfts vorlegen. Darüber werde der Aufsichtsrat dann in einer Sondersitzung beraten, kündigte Aufsichtsratschef Utz-Hellmuth Felcht am Mittwoch nach der Hauptversammlung der Deutschen Bahn an. Bahn-Chef Rüdiger Grube sagte, mit einer abschließenden Entscheidung sei wohl erst im Herbst zu rechnen. Aus Kreisen des Bahn-Aufsichtsrates war zuvor verlautet, dass eine Entscheidung bereits in einer Sondersitzung Ende dieses Monats fallen könnte.

Nach einem Milliardenverlust im vergangenen Jahr sucht die Bahn nach neuen Kapitalquellen. Geht es nach Plänen der Bahn-Spitze soll im zweiten Quartal 2017 zuerst die Auslandstochter Arriva an die Börse gehen, ein Jahr später dann die Spedition Schenker. Die Bahn will grundsätzlich zwischen 25 und 45 Prozent der Unternehmen verkaufen. Der erhoffte Erlös soll insgesamt zwischen vier und fünf Milliarden Euro liegen.

Die Bahn ist vollständig in Staatsbesitz. Offenbar gibt es für den Bund noch offene Fragen über die Art der Teilprivatisierung, die das Konzept nun beantworten soll. Grundsätzlich befürworte er das Bemühen der Bahn, Kapital für Investitionen in das eigene Geschäft einzuwerben, sagte Dobrindt. Denkverbote bei Modellen einer Beteiligung privaten Kapitals gebe es nicht. Die Erlöse sollten in den Konzern fließen. Harte Kritik übte der Bund als Eigentümer der Bahn am vergangenen Geschäftsjahr des Konzerns. Auf die Konkurrenz der Fernbusse habe die Bahn zu spät reagiert, sagte Dobrindt. Das Jahresergebnis sei nicht zufriedenstellend gewesen. Und das Ausmaß des Verlustes dürfe sich nicht wiederholen. Die Bahn müsse künftig wieder Mobilitätstrends erkennen und entsprechende Angebote machen. Dobrindt sprach der aktuellen Führung aber sein Vertrauen aus, lehnte einen Kommentar zur Frage ab, ob Grube auch nach Auslaufen seines Vertrages Ende des kommenden Jahres noch Bahn-Chef sein soll. Trotz eines Verlusts 2015 schüttet die Bahn 850 Millionen Euro Dividende an den Bund aus. Das Geld fließt für Investition zurück an die Bahn.

© SZ vom 14.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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