CSU: Ansprüche in Berlin:Der Freiherr der Finanzen

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Die heiße Phase des Bundestagswahlkampfes hat noch nicht richtig begonnen, da meldet die CSU schon Ansprüche auf Ministerien in Berlin an - fünf könnten es schon werden.

Kassian Stroh

Wann immer Theo Waigel über Edmund Stoiber spricht, seinen einstigen Rivalen und Nachfolger als CSU-Chef, kommt er irgendwann auf das Jahr 2005 zu sprechen.

(Foto: Foto: seyboldtpress.de)

Dass Stoiber damals das Amt des Bundesfinanzministers ausgeschlagen habe - stattdessen wollte er Wirtschaft und blieb schlussendlich doch in München -, das sei sein größter Fehler gewesen, sagt Waigel.

Sonst wäre Stoiber noch CSU-Chef, hätte als Sanierer des Haushalts Eingang in die Geschichtsbücher gefunden, und er wäre nach der Bundeskanzlerin der zweitbeliebteste Politiker des Landes - da ist sich Waigel sicher. Er selbst war von 1989 bis 1998 Finanzminister.

Auch vor diesem Hintergrund ist die einen Wahlerfolg vorwegnehmende Äußerung von CSU-Chef Horst Seehofer zu sehen: "Guttenberg kann nicht nur Wirtschaftsminister, sondern er könnte auch Finanzminister", sagte er jüngst vor dem Münchner Wirtschaftspresse-Club.

Das ist mehr als ein Lob auf die Talente Karl-Theodor zu Guttenbergs, hier schielt die CSU nach einem neuen Ressort. Denn Seehofer fügte an: "Das Finanzministerium hat eine hohe Gestaltungsmacht, das macht es interessant." Zumindest interessanter als das Wirtschaftsressort. Denn dessen Chef hat wenig Kompetenzen, er kann sich hauptsächlich rhetorisch als Hüter der Marktwirtschaft gerieren.

Seehofers Einlassung ist auch aus einem zweiten Grund interessant: Inzwischen nämlich meldet die CSU Ansprüche auf nicht weniger als fünf Bundesministerien an, sollte sie weiter in Berlin regieren dürfen.

Wirtschaft und Agrar hat sie derzeit inne, zumindest ersteres entfiele, sollte die CSU tatsächlich den Finanzminister stellen dürfen. Da aber sind auch noch: das Umweltministerium, das Landesminister Markus Söder vor kurzem für die CSU einforderte, und das Auswärtige Amt.

Außenpolitik sei schon immer eine Domäne der CSU gewesen, sagte CSU-Spitzenkandidat Peter Ramsauer kürzlich und sprach damit dem Wunschkoalitionspartner FDP den automatischen Zugriff ab.

Das aber ist ein Wunschtraum, da bei jeder unionsgeführten Bundesregierung seit 1966 das Außenamt stets an den Koalitionspartner ging. Zum Glück für Guttenberg, kann man sagen, denn er ist der einzige der aktuellen CSU-Führung, der als Außenpolitiker in Erscheinung getreten ist. So bleibt er von der Ämterhäufung als Wirtschafts-Finanz-Außen-Superminister verschont.

Das Finanzressort ist für die CSU realistischer - und passender. Sie stellte ja nicht nur Waigel als Minister, sondern auch Fritz Schäffer und Franz Josef Strauß. Vor allem könnte sie so nach der Wahl beweisen, wie ernst es ihr ist mit ihrem Wahlkampfschlager Steuersenkungen. Angesichts der drohenden Steuerausfälle und der hohen Neuverschuldung glauben viele Experten nicht daran.

Finanzminister zu werden, könnte sich somit auch als Himmelfahrtskommando erweisen.

© SZ vom 10.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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