Christine Haderthauer: Mein Ingolstadt:"Mein Lieblings-Ingolstädter?"

Lesezeit: 4 min

Wer Ingolstadt nur von der Autobahn aus sieht, bekommt einen falschen Eindruck, findet Christine Haderthauer. Rein in die Innenstadt, rät die Sozialministerin deshalb - und hat für Besucher gleich noch einige Tipps parat.

Tobias Dorfer

Jeder Ort hat kleine Geschichten und große Geheimnisse. Und wer könnte diese Geheimnisse besser lüften als jemand, der dort wohnt - oder der dort zumindest eine ganze Weile gelebt hat? Jede Woche präsentiert ein Prominenter im sueddeutsche.de -Fragebogen "sein Bayern". In der vorerst letzten Folge stellt die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer die Stadt vor, in der sie seit 20 Jahren lebt: Ingolstadt.

Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer lebt seit 20 Jahren in Ingolstadt (im Hintergrund das Neue Schloss). (Foto: oh)

Eigentlich ist Christine Haderthauer ein richtiges Nordlicht. Geboren wurde die CSU-Politikerin im schleswig-holsteinischen Neumünster - doch bereits im Alter von zwei Jahren zog sie mit ihren Eltern nach Bayern. Seit 20 Jahren lebt Haderthauer, inzwischen bayerische Sozialministerin, nun mit ihrer Familie im oberbayerischen Ingolstadt.

Fragebogen

Sie leben in Ingolstadt. Warum hier und nicht anderswo?

Wir haben uns 1991, nach dem Studium in Würzburg und Referendarzeit, bzw. Facharztausbildung in Ansbach, bewusst für Ingolstadt entschieden, wegen der Lage inmitten Bayerns, nahe bei den Eltern, die in Weißenburg, beziehungsweise München lebten. Ingolstadt mit seinem dynamischen Wachstum, der offenen Atmosphäre und der für eine Großstadt noch "handlichen" Größe, schien uns ideal für den Aufbau unserer beruflichen Existenzen und das Aufwachsen unserer Kinder.

Das Schönste an Ingolstadt ist ...,

... dass es so nahe an den Angeboten der pulsierenden Großstädte Nürnberg und München ist, gleichzeitig aber, in meinen Augen, eine bessere Lebensqualität bietet - mit vitalen Sozialstrukturen, viel Grün, einem lebhaften und vielseitigen wirtschaftlichen Treiben und kurzen Wegen. Ich mag, dass es viel persönlicher zugeht, als das in den sehr großen Städten der Fall ist. Man kennt sich und trifft sich, es gibt nicht so viel Anonymität.

Am meisten geärgert habe ich mich in Ingolstadt...

... in den ersten Jahren als junge Anwältin, die sich ihre Existenz aufgebaut hatte über alte Seilschaften. Inzwischen weiß ich: Die gibt's überall, wo Menschen arbeiten, in den anonymen Großstädten laufen sie nur besser getarnt.

Ihr schönstes Erlebnis in Ingolstadt?

Hier sind unsere Kinder herangewachsen, wir haben unsere Berufe aufgebaut und ein Haus gekauft und umgebaut. Das hört sich anstrengend an, war aber die schönste Zeit in meinem Leben. Gerade mit Kindern erlebt man eine Stadt noch intensiver, nutzt die vielfältigen Angebote und genießt die umgebende wunderschöne Landschaft, den Klenzepark, den Eichenwald, die Donau mit dem Donauradwanderweg, das Altmühltal und vieles mehr. Eigentlich lernt man am meisten über eine Stadt, wenn man mit Kindern in ihr lebt. Spätestens dann muss man sich in Ingolstadt verlieben.

Welches ist ihr liebster Platz in Ingolstadt - und warum?

Es gibt zu viele Orte, um einen allein zu nennen, hängt auch immer von der Jahreszeit ab. Im Frühling an der Schutter entlang oder im Eichenwald laufen oder radeln, im Sommer den Klenzepark genießen und dann über die Donau in die Innenstadt laufen und Gott und die Welt in kleinen Straßencafés oder zum kühlen Bier unter alten Bäumen treffen, im Winter über den Christkindlsmarkt streifen mit dem Blick auf die winterliche Donau.

Wo sollte jeder Besucher mal ein Bier trinken, wo schmeckt das Essen besonders gut?

Am besten in Ingolstadt schmeckt das Essen, das mein Mann kocht - da kommt für mich so schnell kein Restaurant heran. Für ein gutes Glas Wein bietet unsere Innenstadt eine ganze Reihe netter Bars und Cafés. Für ein kühles Bier empfehle ich im Sommer den "Kastaniengarten" einer großen Ingolstädter Brauerei.

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Angenommen, der US-Präsident käme zu Besuch nach Ingolstadt: Was würden Sie ihm zeigen?

Natürlich das Audi-Werk, wo Premium-Limousinen gebaut werden, die nicht halb so viel Sprit schlucken, wie viele amerikanische Wägen; ich würde einen Rundgang durch unsere Altstadt machen und ihm die Asamkirche zeigen, einen Abstecher ins Armeemuseum machen, ihn durch den Klenzepark mit seinen für Ingolstadt so prägenden Festungsbauten führen und mit ihm in unser Stadttheater in ein Konzert mit dem Georgischen Kammerorchester gehen.

Was sollte man als Besucher unbedingt vermeiden?

Den Eindruck, den man im Vorüberfahren auf der Autobahn erhält auf Ingolstadt anzuwenden. Da täte man unserer lebens- und liebenswerten Stadt bitter Unrecht. Also eine der drei Ausfahrten nehmen und hinein in die Innenstadt!

Was für ein Gebäude oder welche Einrichtung fehlt Ingolstadt noch?

Das Kongresszentrum - ein Gebäude, das Tagungen, Kongresse, Konzerte und Übernachtungsmöglichkeiten bietet, wird aber in den kommenden Jahren entstehen.

Wer ist Ihr Lieblings-Ingolstädter und warum?

Hallo !?! Ingolstadt stellt den amtierenden bayerischen Ministerpräsidenten! Welche Frage!

Was zeichnet den typischen Ingolstädter aus?

Der typische Ingolstädter/in ist heimatverbunden, aber so souverän, dass "Zugroaste" sich schnell daheim fühlen können. Das sind die Ingolstädter nämlich gewöhnt, als ehemalige Garnisonstadt und seit Jahrzehnten geprägt durch dynamisches Wachstum, nicht zuletzt durch Audi. Gleichzeitig ist Ingolstadt die "persönlichste Großstadt Bayerns", die Ingolstädter Bürgergesellschaft ist eine, wo einer auf den anderen schaut, ein soziales Netz und Miteinander da ist, man sich eben noch "kennt".

Welches Geheimnis über Ingolstadt muss noch gelüftet werden?

Wie Ingolstadt von einer wirtschaftlichen Krisenregion heute zu einer Boomtown geworden ist - nach diesem Geheimnis werde ich oft gefragt. Die lange politische Kontinuität ist sicher ein Faktor, auch dass die Ingolstädter mit ihrer Offenheit und ihrer Einsatzfreude sich nie zurückgelehnt haben. Deshalb haben sie auch immer wieder die fähigsten "Wagenlenker" an die Spitze der Stadt gewählt und mit Alfred Lehmann nun fast zehn Jahre den mit Sicherheit dynamischsten Oberbürgermeister Bayerns.

Wenn Sie Ingolstadt in einem Wort beschreiben müssten - wie würden Sie das tun?

Persönlichstegroßstadtbayerns.

Was soll man in Ingolstadt über Sie sagen?

"Die Haderthauerin, die ist eine von uns, auch wenn sie nicht hier aufgewachsen ist."

Vervollständigen Sie bitte diesen Satz:

Ingolstadt ist insgesamt ziemlich unterschätzt. Aber wer dort wohnt, braucht sich nicht daran zu stören, weil es den Vorteil mit sich bringt, dass wir nicht zu schnell wachsen, sondern uns organisch entwickeln können.

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