Bildung:Empörung über "Buschzulage"

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Ist das der Busch? Nein, das ist der Steinfleckberg im Nationalpark Bayerischer Wald. (Foto: Sebastian Beck)

Ein Schmerzensgeld für Lehrer, die in weniger attraktive Regionen Bayerns gehen? Darüber hat sich Grünen-Abgeordneter Toni Schuberl beschwert - leider beim Falschen.

Von Andreas Glas

Im Nachhinein wäre es natürlich besser gewesen, wenn Toni Schuberl seine Empörung hinter dem, nun ja, Busch gehalten hätte. Hat er aber nicht. Er hat direkt einen bösen Brief an Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) geschrieben und ihm mitgeteilt, dass er wirklich "sehr schockiert" sei über dessen Wortwahl. Was war geschehen? Der grüne Landtagsabgeordnete Schuberl hatte in der Zeitung von einer Pressekonferenz gelesen, in der Herrmann über fehlende Lehrkräfte sprach - und war über diesen Satz gestolpert: "Mit einer Art ,Buschzulage' soll (...) dem Lehrermangel in weniger attraktiven Regionen des Freistaats begegnet werden." Wie bitte?!

Irritierend genug, dass ein CSU-Politiker von "weniger attraktiven Regionen" in Bayern spricht. Aber dann noch dieses Wort: Buschzulage. Da sollen also Lehrerinnen und Lehrer aus den zivilisierten Gegenden des Freistaats ein Schmerzensgeld dafür bekommen, dass sie rübermachen in die gottverlassenen Zonenrandgebiete am bayerischen Weltarsch, kann Herrmann das wirklich ernst meinen? Na, sicher, fand Schuberl, deshalb ja seine Empörung. Zur Erinnerung: Die sogenannte "Buschzulage" bekamen in den Neunzigerjahren die Westbeamten, die bereit waren, in die damals neuen Bundesländer zu wechseln, in den Osten. Schon damals war dieses Wort eine ziemliche Unverschämtheit.

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Heute erst recht, fand Toni Schuberl, der im Bayerischen Wald lebt, einer nun wirklich sehr attraktiven Region im Freistaat, vor allem landschaftlich. Schuberl fühlte sich trotzdem angesprochen vom Buschzulagen-Satz. Dass den Bayerischen Wald jemand als Busch bezeichne, lasse er nicht zu, schimpfte der Grünen-Politiker in seinem Brief an Florian Hermann. Da wusste Schuberl noch nicht, dass die "Buschzulage" nicht die Wortwahl des Staatskanzleichefs war, sondern die des Nachrichtenredakteurs, der allerdings kein Wort über den Bayerwald verloren hatte. Tja, blöd gelaufen.

Zurückgenommen hat Schuberl seine Empörung übrigens nicht, sondern umadressiert, "an die entsprechenden Medien", wie er mitteilt. Aber gut, das Missverständnis ist geklärt, über Umwege ist irgendwie doch noch zu Schuberl durchgedrungen, wer der wahre Urheber des Begriffs war. Wenigstens der Buschfunk funktioniert in Bayern.

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