Großprojekt am Brombachsee:Warten auf Center Parcs

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Stille am Brombachsee: Wie es mit dem dort geplanten Center Parc weitergeht, ist unklar. (Foto: dpa)

Geldnöte beim französischen Mutterkonzern schaffen Unsicherheit am Brombachsee. Dort will Center Parcs schon seit Jahren einen etwa 350 Millionen Euro teuren Urlaubspark bauen.

Von Clara Lipkowski, Nürnberg

Gut eine Woche ist es her, seit bekannt wurde, dass der Mutterkonzern von Center Parcs in Frankreich, Pierre et Vacances, in finanzielle Schieflage geraten ist und dringend Geld braucht. Das hat die Menschen auch am Brombachsee aufhorchen lassen. Dort will Center Parcs einen etwa 350 Millionen Euro teuren Urlaubspark bauen, schon Jahre zieht sich das Ansiedlungsvorhaben hin.

Doch die Frage, ob man in Zeiten von Geldnöten den Park finanzieren könne, wiegelte der Projektbeauftragte, Jan Janssen, vergangene Woche ab: Jeder Center Parc habe eine eigene finanzielle Struktur, mit eigenen Investoren, losgelöst vom französischen Mutterkonzern und damit unabhängig von der dortigen Krise. Im Center Parcs Allgäu etwa ist das Eurosic, eine französische Immobiliengruppe. Wer dies für den Brombachsee ist, teilt Center Parcs nicht mit.

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Der Landrat von Weißenburg-Gunzenhausen, Manuel Westphal, äußerte am Mittwoch keine Bedenken. Für den Landkreis sehe er derzeit keine "akuten Risiken"aus dem Verfahren in Frankreich. Es gebe bisher "weder privatrechtlich noch öffentlich-rechtlich irgendwelche Zusagen" an Center Parcs. Fest steht: Wie viele andere Tourismusunternehmen sind Pierre et Vacances und Center Parcs von der Corona-Krise schwer getroffen. Aktuell sind die sechs deutschen Center Parcs geschlossen.

Offen ist am Brombachsee die Frage des Grundstücks. Center Parcs will das Gelände der Muna, ein ehemaliges Munitionsdepot, dem Bund abkaufen. Die Verhandlungen dafür laufen. Auswirkungen habe das Verfahren in Frankreich darauf nicht, teilte ein Sprecher der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Bima, am Mittwoch mit. Bemerkenswert ist aber, dass die Bima "im Einvernehmen" mit Center Parcs erst einen Bürgerentscheid abwarten will.

Wie kommen die Park-Pläne wirklich bei den Leuten an?

Diesen hatte der Bürgermeister der direkt betroffenen Gemeinde Pfofeld als Ratsbegehren, also ausgehend von der Gemeinde, ins Spiel gebracht. Denn das Projekt führt immer wieder zu offenem Streit zwischen einer Bürgerinitiative, Anwohnerinnen und Anwohnern sowie der Lokalpolitik. Ende 2020 mahnte der Landrat an, alle sollten zu einer "sachlichen Argumentationsebene" zurückkehren, niemand solle "Angst haben" müssen, Angriffen ausgesetzt zu sein. Viele sehen in dem Park mit etwa 800 Ferienhäusern die Chance, endlich Ganzjahrestourismus in die Region zu holen.

Die Initiative "Seenland in Bürgerhand" warnt vor Naturzerstörung, zweifelt an, dass Center Parcs nennenswert Gewerbesteuer zahlen und "gute" Arbeitsplätze schaffen würde. Center Parcs verwahrt sich dagegen. Beide Seiten kritisieren einander für Falschbehauptungen. Was viele gutheißen: Mit dem Park würde der gesperrte Muna-Wald dekontaminiert und zugänglich gemacht. Aktivisten halten dagegen, dass Steuerzahlerinnen und Steuerzahler daran beteiligt werden könnten.

Das Ratsbegehren soll nun also zeigen, wie der geplante Park tatsächlich bei der Bevölkerung ankommt. Aber erst, wenn Center Parcs in einem ersten Masterplan dargelegt hat, welche Auswirkungen durch den Park auf Natur und Menschen zu erwarten sind. Fakten, auf die die Beteiligten rund um den See gespannt warten. Mitte März will das Unternehmen vor Ort darüber informieren.

© SZ vom 11.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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