Bizarrer Kunststreit:Ein Hase für zu viele Mäuse

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Das große Hasenstück: Ottmar Hörl inmitten einer seiner Installationen auf dem Nürnberger Hauptmarkt. (Foto: Peter Roggenthin/dpa)

In Nürnberg ist eine bemerkenswert heftige Auseinandersetzung zwischen Kunstprofessor Ottmar Hörl und einem SPD-Stadtrat entbrannt. Im Mittelpunkt: vergoldete Zinnskulpturen.

Der für seine "Einheitsmännchen" und Dürer-Hasen bundesweit bekannte Bildhauer Ottmar Hörl liegt im Clinch mit einem SPD-Stadtrat. Der Kommunalpolitiker bezeichnet einige der Werke als "Plunder". Am Donnerstag machte Hörl, Präsident der Nürnberger Akademie für Bildende Künste, die Fehde öffentlich. Er riet dem Stadtrat, einen Psychiater aufzusuchen.

"Was haben Sie denn bitte im Hirn und der Seele?"

Angefangen hatte alles Ende Februar, als der Berchinger SPD-Stadtrat Josef Mayer eine E-Mail an die Akademie und die Stadt Nürnberg schickte. Darin echauffierte sich Mayer über Zinn-Hasen, die in einer Anzeige zum Stückpreis von 420 Euro beworben wurden. "Verlogen, beschämend" und "rufschädigend für Nürnberg" sei das. "Bloß damit dem Hörl die Taschen gefüllt werden." Die Akademie werde durch ihn zur Fabrik für "Plastik-Kitsch-Müll".

Er habe diese Mail als "Privatperson und Vater eines jungen Künstlers" geschrieben, sagte der 72 Jahre alte Mayer. Vor manchen Kunstwerken Hörls wie den Gartenzwergen, die den Hitlergruß zeigen, ziehe er seinen Hut. "Das erfordert Mut." Die Gold-Hasen bezeichnete er dagegen als "Kunst-Plunder".

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Hörl, Professor für Bildhauerei, reagierte nun mit einem offenen Brief an Mayer. Darin bezeichnete er dessen Verhalten als "amoralisch, untragbar" und "Skandal". Ihn bei seinem Arbeitgeber sowie der Stadt zu diffamieren, sei untragbar. "Was haben Sie denn bitte im Hirn und der Seele. Ja geht's noch?", fragte Hörl. Weil ihm ein paar Kunstwerke nicht genehm seien, kotze Mayer seinen Frust aus und diskriminiere Menschen. "Dann gehen Sie doch lieber zum Psychiater, wenn Sie mit irgendwas vielleicht nicht klar kommen", schreibt Hörl. Mit dieser E-Mail habe Mayer seiner Partei "einen Bärendienst erwiesen" und sie in den "Morast" gezogen.

© SZ vom 11.03.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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