Bildung:Nach Pisa-Schock: Konsequenzen für die Schulen gefordert

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Markus Söder, (CSU) Ministerpräsident von Bayern. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Die Pisa-Studie vergleicht alle drei Jahre international die Leistungen 15-jähriger Schülerinnen und Schüler. Die aktuellen Ergebnisse für Deutschland sind so schlecht wie noch nie. Das sorgt auch in Bayern für Unruhe.

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München (dpa/lby) - Der starke Leistungsabfall deutscher Schülerinnen und Schüler bei der internationalen Vergleichsstudie Pisa wühlt auch in Bayern die Gemüter auf. Die aktuellen Ergebnisse seien „schon ein Schlag ins Gesicht Deutschlands“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag im bayerischen Landtag. „Wir müssen die Grundtechniken in den Schulen verbessern, um eine bessere Bildung zu erreichen.“ Neben der Opposition forderten auch Lehrerverbände sowie die Wirtschaft im Freistaat Konsequenzen aus den schlechtesten Werten, die je im Rahmen von Pisa für Deutschland gemessen wurden.

„Die Pisa-Ergebnisse spiegeln schonungslos unser veraltetes, verkrustetes bayerisches Schulsystem wider. Hätte die Söder-Regierung früher gegengesteuert, würde es unseren Schülerinnen und Schülern heute besser ergehen“, betonte die bildungspolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, Gabriele Triebel. „Wir brauchen mehr Lehrkräfte und modernen Unterricht, eine gute Ganztagsbildung und multiprofessionelle Teams – auch, um jedem Kind einen gleichberechtigten Start zu ermöglichen.“

Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) versprach auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, dem Leistungsabfall auch an Bayerns Schulen mit aller Kraft entgegenzuwirken - auch wenn sich die Pisa-Ergebnisse zunächst auf ganz Deutschland und nicht speziell auf Bayern bezögen. „Wir werden hier sämtliche wissenschaftliche Ergebnisse mit einbeziehen, um zukünftig noch gezielter insbesondere die Basiskompetenzen stärken zu können.“ Bereits bestehende Maßnahmen würden ausgebaut und auch Neues geschaffen. Gerade Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund solle zudem noch mehr beim Lesenlernen geholfen werden, unterstrich Stolz.

„Studien nur zur Kenntnis zu nehmen, reicht nicht – genaues Hinschauen und Handeln sind das Gebot der Stunde“, mahnte der Vorsitzende des bayerischen Philologenverbandes, Michael Schwägerl. Gerade die weitere Abnahme der Lesekompetenz sei alarmierend, weil gutes Lesenkönnen die Grundlage für eine erfolgreiche Schullaufbahn, das spätere Berufsleben und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben seien. Auch die Vorsitzende des bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands BLLV, Simone Fleischmann, forderte mit Blick auf eine individuelle Förderung des Nachwuchses und bessere Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte: „„Es reicht jetzt mit den Analysen. Wir brauchen endlich Taten!“

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft sieht ebenfalls akuten Handlungsbedarf. Die Kinder und Jugendlichen seien die Fachkräfte von morgen. „Wir müssen ihnen schulartübergreifend hochwertige und individualisierte Bildungsangebote zur Verfügung stellen, damit wir als Bildungs- und Wirtschaftsstandort langfristig international wettbewerbsfähig bleiben“, unterstrich vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Es ist das erste Pisa-Zeugnis seit der Corona-Pandemie. Sowohl im Lesen als auch in Mathematik und Naturwissenschaften hatten die 15-Jährigen die schlechtesten Ergebnisse abgeliefert, die jemals im Rahmen von Pisa in Deutschland gemessen wurden. Pisa steht für „Programme for International Student Assessment“ und ist die größte internationale Schulleistungsvergleichsstudie unter Federführung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Deutschland gehört zu einer Handvoll von Ländern, in denen der Leistungsabfall während der Corona-Pandemie besonders ausgeprägt war.

© dpa-infocom, dpa:231205-99-190058/3

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