Naturschutz in Bayern:BN rückt von kategorischem Nein zu Wolfsabschüssen ab

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Im Streit um die Rückkehr der Wölfe nach Bayern rückt der Bund Naturschutz jetzt von seiner kategorischen Ablehnung jeglicher Abschüsse ab. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Neues Positionspapier berücksichtigt vor allem die Probleme der Bauern auf den Almen und Alpen. Die Klage gegen die Wolfsverordnung ist davon aber unberührt.

In der emotional aufgeladenen Debatte um den Umgang mit Wölfen in Bayern rückt der Bund Naturschutz von seiner kategorischen Ablehnung für jegliche Abschüsse ab. In einem neuen Positionspapier, welches am Dienstag vorgestellt werden soll, verschiebt der Verband seine Schmerzgrenze und stimmt unter bestimmten Voraussetzungen einem leichteren Abschuss auf Almen und Alpen zu. "Dies bedeutet, dass wir unsere bisherige Position ein Stück weit öffnen. Klar ist aber auch: Am generellen Schutzstatus des Wolfes wird dabei nicht gerüttelt", sagte BN-Chef Richard Mergner, der dpa. "Auch unsere Klage gegen die Wolfsverordnung der Staatsregierung bleibt davon unberührt."

Das neue Papier soll Mergner zufolge die Diskussion versachlichen und berücksichtige insbesondere das Gefährdungspotenzial durch den Wolf für unterschiedliche Weidetierarten. Dabei berücksichtige der BN Erfahrungen aus anderen Alpenländern bezüglich Wolfsrissen und beziehe in die Bewertung von Wolfsabschüssen nach Rissen und der Zumutbarkeit von Herdenschutzmaßnahmen auch die Struktur der Almbewirtschaftung mit ein. "Immer wieder gibt es Irrtümer und Kontroversen zum Abschuss der geschützten Tiere und zur Zumutbarkeit von Herdenschutz auf den Almen und Alpen." Auch bei den Ausgleichszahlungen für gerissene Tiere sind laut BN-Papier Anpassungen vorgesehen.

Über den Umgang mit den streng geschützten Wölfen wird auch in Bayern seit Jahren heftig gestritten. Kritiker wie die Staatsregierung und Teile der Bauernschaft sind für einen schnellen Abschuss von allen Tieren, auch wenn diese bisher nachweislich keine Nutztiere gerissen haben und auch wenn sie in der Nähe von Städten oder Dörfern durch fehlende Scheu auffielen. Ihnen gegenüber stehen Umwelt- und Tierschützer, die darauf verweisen, dass der Erhaltungszustand der streng geschützten Art noch nicht überall gesichert ist. Vor allem für die Bauern sind die Wölfe ein Problem. Die Zahl der Nutztiere, die von Wölfen getötet oder verletzt wurden, ist zuletzt gestiegen. 77 waren es im Jahr 2022.

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