Bayern:Foto-Kosten der Staatskanzlei explodieren in Söders Amtszeit

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Es gibt wohl kaum einen Hinter- oder Vordergrund, den Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nicht für eine kleine Inszenierung zu nutzen weiß. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Kamerascheu ist der bayerische Ministerpräsident bekanntlich nicht. Aber 180 000 Euro für freie Fotografen allein im vergangenen Jahr - und dazu noch ein eigener festangestellter? Das empört die Opposition dann doch.

Seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vor fünf Jahren haben sich die Ausgaben der Staatskanzlei für Fotografen in jedem Jahr vervielfacht. Nachdem 2017 - und damit im letzten Amtsjahr von Horst Seehofer - die Kosten nur 10 891,47 Euro betrugen, gab die Staatskanzlei 2022 allein 178 618,13 Euro für die Honorare von freien Fotografen aus - darunter knapp 60 000 Euro "für nachgeholte Termine aus den Vorjahren". Dies geht aus einer Antwort der Staatskanzlei auf eine Anfrage der Landtags-SPD hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

2018 - also in Söders erstem Jahr als bayerischer Regierungschef - betrugen die Kosten den Angaben zufolge bereits 71 963,67 Euro und 2019 schon 101 910,14 Euro. In den beiden Corona-Jahren 2020 (35 934,83 Euro) und 2021 (48 076,09 Euro) gingen die Ausgaben spürbar zurück - damals machte auch Söder weniger fototaugliche Termine.

Söder gibt "mehr als das Zwanzigfache für Fotografen aus als Horst Seehofer"

Für 2023 gab die Staatskanzlei bis zum Stichtag 8. Mai Kosten von 75 726,73 Euro an, pro Monat also mehr als 15 000 Euro. Zudem steht seit Jahren in der Staatskanzlei ein festangestellter Fotograf auf der Gehaltsliste. Sein Gehalt wird als "vergleichbar der 3. Qualifikationsebene" bezeichnet, was einem Gehalt zwischen 3000 Euro und 5600 pro Monat entspricht.

"Markus Söder gibt mit rund 220 000 Euro im Jahr 2022 mehr als das Zwanzigfache für Fotografen aus als Horst Seehofer", sagte SPD-Fraktionschef Florian von Brunn. Selbstdarstellung sei ihm anscheinend wichtiger gewesen als der Bau von bezahlbaren Wohnungen oder der Ausbau der Windkraft in Bayern.

Die Staatskanzlei erklärt die Kostensteigerung 2022 auch mit der Ernennung von Melanie Huml (CSU) zur Europaministerin: "Diese hatte eine Vielzahl neuer Termine, insbesondere zahlreiche Veranstaltungen und Gespräche sowie internationale Begegnungen und öffentliche Termine wahrzunehmen."

Tatsache ist aber, dass es auch im Kabinett von Seehofer mit Beate Merk (CSU) bereits diesen Posten gab. Damals hatte es nicht zu einer Steigerung von Fotohonoraren geführt. Generell, so heißt es weiter, beauftrage die Staatskanzlei "anlassbezogen zu einem vereinbarten Stunden- oder Tagessatz" Fotografen. "Die Bilder dienten der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie der Dokumentation." Sie würden über die Mediathek zudem Medien und anderen Ressorts sowie teilweise auch Veranstaltungsteilnehmern, etwa beim Neujahrsempfang oder bei Ordensaushändigungen, als Erinnerung zur Verfügung gestellt.

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