Das Bild von Zuckerbrot und Peitsche ist so altbekannt, dass - um im Bild zu bleiben - das Gebäck längst steinhart ist und der Lederriemen ganz durchgescheuert. Umso erstaunlicher ist es, dass man das Bild im Alltag nur bedingt wiederzufinden meint, und wenn doch, fällt seine Balance gerne zuungunsten der Belobigung aus. Siehe zum Beispiel die Straßenverkehrsordnung: Wer sein Auto falsch parkt, muss zu Recht mit einer Geldbuße rechnen. Wer hingegen brav alle Regeln ein- sowie die Feuerwehreinfahrt freihält, bekommt - ja, was? Respekt? Ein gutes Gefühl? Oder doch eher Schweißperlen auf der Stirn, vom verzweifelten Dreimal-um-den-Block-Fahren und dem Kampf mit den Mit-Autos um die letzte Parklücke?
Manchmal, immerhin, gibt es Süßigkeiten. Allerdings nur am Samstag und unter anderem in Zwiesel, Marktredwitz, Pleinfeld und Abensberg. In diesen wie in weiteren 59 bayerischen Gemeinden wollen dann Außendienstmitarbeiter des Zweckverbands Kommunale Verkehrssicherheit Oberpfalz - ein Dienstleister für Parkraum- und Verkehrsüberwachung - Richtigparkern eine Dankeskarte und ein Packerl Gummibärchen unter die Windschutzscheibe klemmen. Man wolle "einfach mal bei all denen danke sagen, die sich beim Parken vorschriftsmäßig und rücksichtsvoll verhalten", heißt es in einer Mitteilung des Zweckverbands: "Das ist schließlich der Großteil aller Verkehrsteilnehmer." Denn korrektes Parken spare nicht nur Geld, sondern senke auch das Unfallrisiko. "Außerdem verlieren Feuerwehr und Notarzt statistisch gesehen bei jedem vierten Einsatzort wertvolle Minuten, weil kein Durchkommen ist."
Das allein wäre streng genommen schon Grund genug zum Richtigparken. Trotzdem scheint sich die Idee, Autofahrer zusätzlich mittels Zuckerbrot in Gelatine-Form zu disziplinieren, unter Kommunen und Polizeidienststellen einer gewissen Beliebtheit zu erfreuen. Gummibärli bekamen Richtigparker zum Beispiel bereits 2015 in Schongau und 2019 in Ulm. Und in Augsburg wurden sie mal all jenen ausgehändigt, die in ordnungsgemäßen Tempo unterwegs waren - während Raser stattdessen in die saure Zitrone beißen mussten. Falsch geparkt und zu schnell gefahren wird in den genannten Städten trotzdem noch. Da hilft dann wohl nur die altbekannte Peitsche in Knöllchen-Form.