Religion:Das geteilte Land - Bayern an Mariä Himmelfahrt

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Eine Gottesdienstbesucherin hält in einem Festgottesdienst zu Mariä Himmelfahrt vor der Wallfahrtskirche Maria Eich ihre Kräuterbuschen zur Segnung in die Höhe. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Hier ein Feiertag, ein paar Kilometer weiter müssen die Menschen arbeiten? Am 15. August ist dies durchaus möglich. Mariä Himmelfahrt ist der komplizierteste Feiertag Bayerns - und das hat nicht einmal etwas mit Theologie zu tun.

Katholisch oder evangelisch? Angesichts des Bedeutungsverlusts der Kirchen und hoher Austrittszahlen hat diese Frage im Grunde wenig Relevanz. An einem Tag im Jahr in Bayern aber schon. Denn ob am 15. August ein Feiertag ist, hängt davon ab, ob in der Kommune mehr katholische Menschen leben oder mehr evangelische. Überwiegt der Anteil der Katholikinnen und Katholiken, ist Mariä Himmelfahrt ein gesetzlicher Feiertag. Gibt es mehr Angehörige der evangelischen Kirche, ist der Tag ein ganz normaler Werktag - so beispielsweise in fränkischen Städten wie Nürnberg, Erlangen, Hof, Bayreuth oder Coburg.

Ausschlaggebend sind die Zahlen des Zensus 2011, wie das Landesamt für Statistik in Fürth erläuterte. Auf dieser Basis entscheidet sich, ob Feier- oder Werktag. In 1704 Städten und Gemeinden haben die Menschen frei, in 352 nicht. Behörden, Läden und Produktionsstätten sind dort ganz normal geöffnet. Viele Menschen aus der katholischen Oberpfalz nutzen den Tag, um in Nürnberg ausführlich zu shoppen. Und aus dem überwiegend katholischen Bamberg kann man ja mal die Läden von Coburg oder Bayreuth entdecken. Vor allem in Franken gilt: Ist der Supermarkt vor der eigenen Haustür zu, hat der in der Nachbargemeinde vielleicht offen.

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Das Landesamt für Statistik hält ob dieser komplizierten Verhältnisse nicht nur eine Übersichtskarte online bereit, sondern auch gleich eine Datenbank zur Feiertags-Frage. An dem Tag feiert die katholische Kirche Mariä Himmelfahrt. Und das ist auch aus theologischer Sicht durchaus komplex. In der Bibel wird nämlich nicht explizit erwähnt, wann und wie Maria in den Himmel gelangt sein soll. Seine Wurzeln hat das Hochfest "Mariä Aufnahme in den Himmel", so der offizielle Titel, in einem Marienfest, das sich Ende des vierten Jahrhunderts im heutigen Syrien entwickelte. Danach habe es sich im ganzen Osten ausgebreitet und sich zu einem Fest des Heimgangs Mariens entwickelt, heißt es beim Erzbistum München-Freising.

So habe das Fest Eingang in die römische Liturgie gefunden. 1950 erließ Papst Pius XII. das Dogma, Maria sei "nach Vollendung ihres irdischen Lebenslaufes mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit aufgenommen". Gedeutet wird dies vielfach im Zusammenhang mit dem Glauben an die Auferstehung, der im Glaubensbekenntnis von katholischer und evangelischer Kirche zum Ausdruck kommt. Zu Mariä Himmelfahrt haben sich in der katholischen Kirche verschiedene Bräuche entwickelt; am bekanntesten heute ist das Binden von Kräuterbuschen mit einer Reihe von Heilkräutern, Getreideähren und Blumen. Die Sträuße werden in den Gottesdiensten gesegnet. Besonders groß wird das Fest etwa im Wallfahrtsort Altötting gefeiert oder auch im strikt konservativ geprägten Maria Vesperbild in Schwaben, wo der frühere Papst-Sekretär, Erzbischof Georg Gänswein, erwartet wird

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