Wetter:Kempten ist Deutschlands Blitz-Hauptstadt

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Das Voralpenland rund um Kempten: Für ein Gewitter mit Blitzen braucht es Feuchtigkeit und heiße Temperaturen. Am häufigsten war das 2022 in Kempten der Fall. (Foto: A3542 Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Gemeint ist das Wetterphänomen, nicht die Radarfalle. Nirgends schlug öfter der Blitz ein als in der Stadt im Allgäu. Am Montag und Dienstag könnte Bayern weitere Blitze für die Statistik sammeln - es sind Unwetter vorausgesagt.

Die schwäbische Stadt verzeichnete im Jahr 2022 mit 2,45 Einschlägen pro Quadratkilometer die bundesweit höchste Blitzdichte aller Landkreise und kreisfreier Städte, wie der Blitz-Informationsdienst von Siemens am Montag mitteilte. Auch die nächsten vier Landkreise im bundesweiten Ranking liegen im Südwesten Bayerns: Ostallgäu, Garmisch-Partenkirchen, Lindau und Weilheim-Schongau kommen auf Werte zwischen 2,2 und 1,78 Blitze pro Quadratkilometer.

Die Spitzenreiter weisen in diesem Jahr vergleichsweise niedrige Werte auf - 2021 hätte Kempten mit 2,45 nur Platz 58 belegt. Der damalige Blitzhotspot Starnberg kam auf mehr als das Dreifache, Kempten selbst auf das Doppelte.

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Am anderen Ende der Skala reicht es für Bayern nur für den zweiten Platz unter den blitzärmsten Städten, Kreisen und Landkreisen. Die Stadt Hof mit 0,07 Blitzen pro Quadratkilometer wird von Brandenburg an der Havel mit 0,04 unterboten. Auch bundesweit blitzte es vergangenes Jahr sehr selten: 242 421 Blitzeinschläge sind der niedrigste Wert in der bis 1991 zurückreichenden Geschichte der Messung. 2021 hatte es noch fast doppelt so oft geblitzt.

Die Ursache für den Rückgang sieht der Leiter des Blitz-Informationsdienstes, Stephan Thern, unter anderem in der Trockenheit im vergangenen Jahr. "Im Sommer, vor allem im Juni und August, herrschte teilweise extreme Dürre bei hohen Temperaturen über 35 Grad", sagte er. "Für Gewitter braucht es aber beides - Feuchtigkeit und heiße Temperaturen." Typischerweise ist der Sommer daher die Haupt-Gewittersaison.

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Im besonders trockenen Juli 2022 zählte das System deutschlandweit aber nur 31 040 Blitze - das ist weniger als ein Drittel des Wertes aus dem Vorjahr. Blitzreichster Monat des Jahres war mit 65 969 Einschlägen der Juni, der noch nicht von der starken Trockenheit geprägt war. Blitzreichster Tag war der 26. August mit mehr als 26 000 Einschlägen.

Im Vergleich der Bundesländer liegt Bayern mit 0,85 Einschlägen pro Quadratkilometer auf dem zweiten Platz hinter Baden-Württemberg mit 0,97. Vor allem in Ober- und Unterfranken finden sich zahlreiche Landkreise und Städte, die deutlich unter dem deutschen Durchschnitt von 0,7 liegen und den Gesamtschnitt des Freistaats nach unten ziehen. Neben Hof sind das unter anderem Würzburg-Stadt mit 0,15, Bamberg-Stadt mit 0,22 oder der Landkreis Kitzingen mit 0,26.

Die Blitze werden mit Hilfe von rund 160 miteinander verbundenen Messstationen in Europa gemessen. Obwohl zwischen den Sensoren bis zu 350 Kilometer liegen, können die Blitzeinschläge damit auf bis zu 50 Meter genau ermittelt werden.

Unwetterwarnungen für Montag und Dienstag

Auch am Montag und Dienstag könnte der Freistaat wieder einige Blitze für die Statistik 2023 einsammeln. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat am Montag in Bayern vor örtlichen Gewittern und Unwettern gewarnt. Besonders in Franken wie auch an den Alpen könne es zu einzelnen Gewittern kommen - "Starkregen, Hagel und stürmische Böen" inklusive, schreibt der DWD.

In der Nacht zum Dienstag seien weitere Gewitter mit Starkregen wahrscheinlich. Darüber hinaus warnt der DWD auch vor der Hitze am Montag. Mit einem Tief gelange heiße und feuchte Luft subtropischen Ursprungs nach Bayern.

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