Umwelt und Natur:Deutlich mehr Hornissen

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Die Europäische Hornisse ist die größte heimische Wespenart. Am einfachsten erkennt man sie an ihrer charakteristischen Färbung. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Bei einer bayernweiten Insekten-Zählaktion rutscht die größte heimische und entgegen allen Vorurteilen friedliche und scheue Wespenart um gleich zwölf Plätze nach vorne.

Von Christian Sebald

Hornissen gelten seit jeher als besonders gefährlich. Einer alten Faustregel nach sollen drei Hornissenstiche einen Menschen töten können und sieben ein Pferd. Die Wahrheit ist freilich, dass Vespa crabro, wie der wissenschaftliche Name der Europäischen Hornisse lautet, eher friedfertig und ihr Stich auf keinen Fall gefährlicher ist als einer der anderen heimischen Wespen- oder Bienenarten. Experten wie Tarja Richter vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) zufolge stechen Hornissen zudem nur, "wenn sie massiv gestört oder verfolgt werden" - gleichsam in höchster Not also. Ansonsten sind sie eher scheu und meiden Menschen. Außerdem sind Hornissen eher selten.

Zumindest bisher. Denn in diesem Jahr schwirren offenbar vergleichsweise viele Hornissen herum. Beim aktuellen Insektensommer des LBV jedenfalls, bei dem Laien eine Stunde lang die Insekten zählen, die sie in ihrem Garten, auf einer Wiese, in einem Waldstück oder an einer anderen Stelle sehen, rangiert die Europäische Hornisse aktuell auf Platz neun. Dabei beginnt ihre Hauptflugzeit erst im August. Beim Insektensommer 2022 stand die Hornisse Ende Juni denn auch nur auf Platz 21.

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Vespa crabro ist die größte heimische Wespenart. Die Königinnen werden bis zu 3,5 Zentimeter groß, die Arbeiterinnen und Drohnen gute zweieinhalb Zentimeter. Ihre Schwesterart, die Asiatische Hornisse ( Vespa velutina), die inzwischen auch in Europa vorkommt, ist kleiner. Allerdings wurde sie in Bayern noch nicht nachgewiesen. Die Europäische Hornisse kann man aber nicht nur an ihrer Größe gut erkennen. Sondern außerdem an ihrer Färbung: Kopf und Rumpf sind schwarz und rot oder rotbraun gezeichnet. Der Hinterleib ist dreifarbig: Der erste Abschnitt ist ebenfalls rot, dahinter folgt ein dunkler Fleck, die weiteren Abschnitte sind gelb mit schwarzen Zeichnungen.

Hornissen leben in Völkern mit 400 bis 700 Insekten. Die Larven brauchen für ihre Entwicklung eiweißhaltige Nahrung. Deshalb machen die Arbeiterinnen Jagd auf allerlei Insekten und Spinnen. Darunter auch auf welche, die von Menschen als lästig empfunden werden wie Wespen, Bremsen oder Fliegen. Nach Angaben des Landesamts für Umwelt verfüttert ein großes Hornissenvolk am Tag bis zu einem halben Kilo Insekten an seine Brut. Hornissen sind überdies die einzige Wespenart, die auch nachts fliegt und jagt.

Streng geschützt

Außerdem ist Vespa crabro streng geschützt. Die Tiere dürfen nicht getötet, ihre Nester nicht zerstört werden. Hornissen bauen ihre Nester in alle möglichen Hohlräume über oder unter der Erde. Da natürliche Hohlräume wie hohle Bäume immer seltener werden, weichen die Tiere zunehmend auf Nischen in Dachböden oder Schuppen, Holzverkleidungen an Fassaden, Vogelnist- oder Rollladenkästen und anderen Ersatz aus. Wenn ein Hornissennest an so einer oder einer anderen Stelle stört und umgesiedelt werden soll, müssen die Naturschutzbehörden dafür eine Ausnahmegenehmigung ausstellen.

Die LBV-Expertin Richter sagt allerdings, "dass einer friedlichen Nachbarschaft nichts im Wege steht, wenn man die Hornissen einfach in Ruhe lässt". Richter ist jetzt sehr gespannt, ob sich im weiteren Verlauf des LBV-Insektensommers bestätigt, dass es in diesem Jahr deutlich mehr Hornissen gibt als in den Vorjahren.

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